Die letzte Etappe der der Tour de France, die heute wie seit 50 Jahren auf den Champs-Elysees enden wird, als Sieger zu beenden, ist immer noch etwas Besonderes. Doch erstmals verläuft der Kurs ganz anders als in den letzten Jahren mit der Feiertagsstimmung auf den letzten Kilometern und dem logischen prestigeträchtigen Erfolg eines Sprinters. Kittel, Greipel & Co werden sich mit Freuden daran erinnern. Aus deutscher Sicht steht allerdings das Abschneiden von Lipowitz im Mittelpunkt.
Denn diesmal haben neben den Sprintern die Puncheure, die in welligem Gelände ihre Stärken haben und denen kurze, knackige Anstiege kein Kopfzerbrechen bereiten, beste Siegchancen. Von 2024 abgesehen, als die Tour mit der finalen Etappe wegen der Olympischen Spiele in Paris nach Nizza ausweichen musste, war Paris die Bühne für die schnellsten Männer im Peloton mit den Zieldurchfahrten zwischen Place de la Concorde und Arc de Triomphe. Heute wird ihnen jedoch eine Neuerung einen Strich durch die Rechnung machen. Denn nach den tollen Erfahrungen beim Straßenrennen der letztjährigen Olympischen Spiele wird das Peloton nach drei Runden auf der traditionellen Strecke am Ende der Rue de Rivoli erstmals nach rechts abbiegen und in nördlicher Richtung auf die Butte Montmartre fahren. Dann das Kopfsteinpflaster der Rue Lepic kennen lernen und in einer verlängerten Schleife dreimal hinauffahren. Dreimal diesen Berg der 4. Kategorie. Wenn die Fahrer die letzte Steigung hinter sich haben, sind es nur noch 6,1 km bis zum Ziel auf der schönsten Avenue der Welt. Eine echte Einladung für Angriffe. Den gewohnten Massensprint zum Ende der Tour de France werden wir eher nicht sehen. Stattdessen werden Pflaster, enge Kurven und die Anfeuerungsrufe des zahlreichen Publikums für Klassiker-Feeling sorgen.
Biniam Girmay sieht sich im Vorteil
Einer der bei den bisherigen Etappen chancenlos geblieben ist, rechnet sich gerade für die Schlussetappe etwas aus: Biniam Girmay, Gewinner des Grünen Trikots 2024. „Die Passage auf dem Pflaster kommt mir perfekt entgegen.“ Deshalb könnte das geänderte Streckenprofil ein Vorteil für ihn sein. Statt einer klassischen Schlussetappe, bei der es „nur“ um den finalen Sprint auf den Champs-Élysées geht, darf heute kein Fahrer vor Angriffen der Konkurrenten sicher sein. Und das nicht nur bei den ersten Zehn in der Gesamtwertung. Der finale Rundkurs ist und bleibt ein Publikumsmagnet, bei dem die Butte Montmartre eine große Rolle spielen wird. Für die Träger der Wertungstrikots bedeutet das noch einmal Stress auf der letzten Etappe. Hoffen wir auf ein packendes Finale. Und darauf, dass alle ihre Trikots sicher ins Ziel bringen können.