Nach drei strapaziösen Etappen in den Pyrenäen bleibt es auch bei der 15. Etappe über 170 km zwischen Muret und Carcassonne hügelig. Und anstrengend. Animiert durch den gestrigen Ausreißer-Sieg von Thymen Arensmann sollte auf jeden Fall erneut eine Fluchtgruppe ihr Glück versuchen. Bevor am Montag der 2. Ruhetag in Montpellier Zeit und Gelegenheit zum Akku-Auftanken und Wundenlecken bietet.
Der heutige Streckenabschnitt gilt in Fachkreisen als Überführungsetappe. Nicht wirklich etwas für die Sprinter oder die Bergziegen im Peloton, das gestern 4 Fahrer - mit Remco Evenepoel den prominentesten der bisherigen Aussteiger - verloren hat und voraussichtlich mit 166 Profis zur Sonntagsarbeit antreten wird. Die letzte Etappe der zweiten Tour-Woche beginnt in Muret knapp 20 km südwestlich von Toulouse an der Garonne und führt in östlicher Richtung auf leicht welligem Terrain nach knapp 60 km zur Sprintwertung in Saint-Félix-Lauragais. Weiter über Revel, wo Rudi Altig 1966 Etappensieger war, zum ersten klassifizierten Hindernis, der Côte de Saint-Ferréol, Kategorie 3: nur 1,7 km bergauf mit immerhin im Schnitt 7 %. Nach weiteren 14 Kilometern der 2. Berg gleicher Wertigkeit, die Côte de Sorèze, 6,2 km mit durchschnittlich 5,5 Steigungsprozenten.
Der 3. Berg ist der schwerste
Danach wird es knifflig. Erst wechselt der Kurs Richtung Süden, wobei der schwerste Berg zu bezwingen ist. Denn 30 km nach dem 2. Berg eine Hürde der 2. Kategorie mit durchschnittlich knapp 9 % und mit bis zu 10,2 % hoch zum Pas du Sant über 3,2 km klettern. Nicht klassifiziert folgt in 880 m Höhe nur 11 km später der Col de Fontbruno, der jedoch die gut vorbereiteten Fahrer nicht überraschen sollte. Bis zum Ziel in der mittelalterlichen Festungsstatt Carcassonne, wo zuletzt mit Philipsen und Cavendish zwei reine Sprinter gewonnen haben, können die Fahrer ihren Rädern „die Zügel freigeben“. Über 40 km führt der Parcours fast nur noch bergab.
Attacken bis zum Ziel möglich
Gerade auf den letzten Kilometern dieser Abfahrt drohen Windkanten. Außerdem Hitze mit erwarteten 30 Grad. Auch Regen ist möglich. Teilweise entlang am Canal du Midi lädt das Finale auf schmalen und kurvenreichen Straßen zu finalen Attacken ein. Also heißt es auch auf dieser Übergangsetappe aufmerksam bleiben, um den Ruhetag wirklich genießen zu können. Das gilt aus deutscher Sicht besonders für Florian Lipowitz bei seiner ersten Etappe in einem der begehrten Wertungstrikots.