Pogacar schlägt zurück

Tour de France 2023 | Etappe 20 | Belfort > Le Markstein Fellering

Mit Blick auf die unglaublichen Zuschauermassen konnte man glauben, dass ganze Landstriche rechts und links der Strecke und in Frankreich und Deutschland entvölkert waren. Gänsehaut-Momente vor allem in der Pinot-Kurve auf dem „Pinot Ballon“. Nach all den Angriffen auf der 6-Berge-Etappe gab es am Schluss wieder den Zweikampf der beiden Favoriten, den wie angekündigt Tadej Pogacar vor Felix Gall und Titelverteidiger Jonas Vingegaard gewann. Thibaut Pinot konnte seinen Traum von einem Sieg bei seinem Heimspiel trotz riesiger Unterstützung und großer Leistung nicht verwirklichen.

Highlights - Etappe 20 - Tour de France 2023

Von Kilometer 0 an erste Attacken. Wieder dabei der angriffslustige Victor Campenaerts (LTD) mit der Goldenen Rückennummer. 5 km vor dem Gipfel fuhren die Verfolger zum Führenden auf. Auf den letzten Metern spurtete Ciccone alleine nach vorne und baute seine Führung im Bergtrikot um 5 Punkte - von Mannschaftskameraden abgeschirmt - aus. Gleichzeitig wurden die ersten Fahrer abgehängt. Nach der Bergwertung die nächsten Attacken. In der rasenden Abfahrt meldete Radio Tour Sturz von Carlos Rodriguez und Sepp Kuss, die von den Tour-Ärzten behandelt werden mussten, aber weiterfahren konnten. Die Sprintwertung gewann Pedersen vor seinen Fluchtkollegen. Vorne jetzt eine Gruppe u.a. mit  Vingegaard, Pedersen, Barguil, Ciccone; das Peloton mit Pogacar einige Sekunden dahinter. Um die Chancen der Fluchtgruppe zu erhöhen, ließ sich Vingegaard zurückfallen. Neue Situation rauf zum Col de la Croix Moinats (2. Kategorie): Vorne 6 Ausreißer mit Ciccone, 11’’ dahinter kleinere Gruppen, dann 40’’ vor dem Peloton. Bora-hansgrohe hatte vergeblich versucht, Hindley an der Spitze abzuliefern. Bei der Bergwertung wieder Ciccone vorne und damit 5 Punkte mehr. Hinter den Führenden eine 7-köpfige Gruppe u.a. mit Pinot, Küng, Uran 27’’ dahinter. Das Feld über eine Minute zurück. 

Thibaut Pinot versucht alles

Nur wenige flache Kilometer und der nächste Berg der 2. Kategorie, den Col de la Grosse-Pierre, bis zu 18 % hoch! Pinot kletterte mit großem Tempo zur Spitze. Die Wertung einmal mehr für Ciccone - plus 5 Punkte auf insgesamt 103. In der Abfahrt ließen die Führenden ihre Verfolger aufschließen; das Feld mit 1’ Abstand auf die 10köpfige Spitze. Die abgehängten Fahrer um das Grüne Trikot bereits 6’30 zurück. Das Auf und Ab ging weiter mit dem Anstieg zum Col de la Schlucht (3. Kategorie). Auf dem Gipfel jubelte Guilio Ciccone, weil er mit den 2 Punkten das Bergtrikot sicher hatte und bis Paris tragen würde. Wie rasch jedoch Träume platzen können, haben die heutigen Stürze von zwei Fahrern im vorderen Gesamtklassement gezeigt. Über Soultzeren ging es Richtung Finale mit den Bergen der 1. Kategorie. Schon auf den ersten Metern schrumpfte die Gruppe. Ein Quintett mit Pinot, Pidcock, Barguil, Ciccone und Madouas vorne, Harper kam dazu. 1’25 vor dem Feld, an dessen Spitze UAE Tempo machte. Vingegaard nur noch mit Keldermann, der gestürzte Kuss fehlte dem Mann in Gelb jetzt. Vorne attackierte erneut Pinot auf den Weg zur „Pinot-Kurve“. Als er die erreichte, war die Stimmung phänomenal. Absoluter Gänsehaut-Moment. Zumal er sich absetzen konnte vor einem Duo mit Pidcock und Barguil 24’’ dahinter. Das Peloton folgte mit 1’30’’, jetzt Keldermann (TJV) vorne. Auf dem Gipfel Pinot 33’’ vor einem Trio, weil Harper aufgeholt hatte. Das Feld um Vingegaard und mit Hindley 1’20 zurück. In der Abfahrt stürzte Pinots Teamkollege Gaudu, konnte aber weiterfahren. Jetzt noch einmal heftig klettern auf den letzten Berg der Tour, den Col du Platzerwasel. 

Der letzte Schlagabtausch der beiden Favoriten

Der letzte Berg änderte noch einmal Vieles. Die Verfolger kamen näher an Pinot. Im Feld der Favoriten für Paris doch noch eine Attacke von Pogacar, Vingegaard blieb achtsam. Dann fuhr Gall zu den beiden vor. Vorne wurde Pinot von Pidcock und Barguil eingeholt. Und das Trio mit Vingegaard, Pogacar, Gall jetzt gleichauf und weiter in die Führung. Pidcock, Barguil und Pinot, der zum kämpferischsten Fahrer gekürt wurde, fielen zurück. Bei den Verfolgern aus dem früheren Hauptfeld noch Hindley und die Brüder Yates, die näher an die Spitze herankamen. Die Bergwertung gewann Gall vor Vingegaard und Pogacar, der auf Yates wartete. Da meldete der Tour-Funk Aufgabe Victor Lafay, Sieger der 2. Etappe. Noch 3 km  für das Quintett an der Spitze. Auf den letzten Metern griff Pogacar an, Vingegaard konterte, am Ende war Pogacar mit seiner explosiveren Fahrweise doch stärker und sicherte sich wie angekündigt den Sieg auf Le Markstein Fellering. Zweiter die Entdeckung dieser Tour, Felix Gall aus Österreich. Letztlich erinnerten Leistung und Ergebnis von Pinot, des aktuellen Lieblings der Franzosen, an Poulidor, der seine Karriere auch nicht mit dem Gelben Trikot krönen konnte. Morgen werden die 150 Fahrer auf den Champs Elysees gefeiert. Und einer ganz besonders…

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