Am französischen Nationalfeiertag wird den 167 Fahrern trotz der Kürze der Strecke kaum zum Feiern zumute sein, steht doch heute die erste von drei schweren Bergetappen vor dem 2. Ruhetag am Montag auf dem Programm. Waren schon die ersten 12 Etappen selten einfach, so wird es zwischen Châtillon-sur-Chalaronne und dem Grand Colombier, Berg der Ehrenkategorie, im Finale extrem schwer. Einige Experten erinnert er an den Aufstieg zum Mont Ventoux.
Die berglastige 110. Ausgabe der Tour de France gastiert in allen fünf französischen Gebirgszügen. Nach den Pyrenäen und dem Zentralmassiv und vor den Alpen und Vogesen hat Streckenchef Thierry Gouvenou das Jura in den Parcours aufgenommen. Und das zum Auftakt mit einer relativ kurzen Etappe von 137,8 km. Gestartet wird im mittelalterlichen Châtillon-sur-Chalaronne im Département Ain nordöstlich von Lyon und südwestlich von Bourg-en-Bresse, wohin die Tour bei der 18. Etappe zurückkehrt. Auch wenn die Sprintwertung in Hauteville-Lompnès nach 87,3 km in 771 m Höhe und damit ca. 500 m höher als die bisherige Strecke liegt, sollten die Sprinter noch dabei sein. Der Parcours steigt weiter auf 853 m an und damit auf eine nicht klassifizierte Anhöhe. Erst hoch dann wieder runter, ehe die Fahrer den schweren Anstieg zum Grand Colombier in Angriff nehmen. Anders als 2020, als Pogacar gegen seinen Landsmann Roglic gewann und zuvor zwei Berge der 1. Kategorie überwunden werden mussten, wird dieser Berg vier Tage nach der spannenden Etappe zum Puy de Dôme und der erfolgreichen Attacke des zweifachen Tour-Siegers die einzige echte Herausforderung für die 167 Profis am heutigen Tage sein. Aber was für eine: 17,4 km mit einer durchschnittlichen Steigung von 7,1 % und mehreren Passagen von 12 %. Seit 2012 steht der Grand Colombier immer wieder auf dem Programm der Tour. Mal sind die Serpentinien windumtost, mal sorgt die Hitze in den Spitzkehren für Sauna ähnliche Verhältnisse. Eine Herausforderung der ganz besonderen Art.
Experten erwarten Pogacars Angriff auf Gelb
„Ein wichtiger Tag“, wie Jonas Vingegaard, der Träger des Gelben Trikots, vorhersagt. Denn nicht nur er erwartet einen erneuten Angriff seines ärgsten Widersachers Tadej Pogacar und damit einen erbarmungslosen Schlagabtausch der beiden Favoriten, die nach Meinung der Experten „in einer anderen Liga“ fahren als ihre Konkurrenz. Die beiden werden auf der Passstraße zur Kuppe des Grand Colombier schon zur Kaffeezeit ein Feuerwerk abbrennen, bei dem die Zuschauer an der Strecke anders als am Puy de Dôme voll auf ihre Kosten kommen werden. Für die Sprinter wird es einmal mehr darum gehen, nicht aus dem Zeitlimit zu fallen. Keine Abfahrt bietet ihnen nämlich die Möglichkeit verlorene Zeit gutzumachen. Ganz Frankreich wünscht sich derweil einen Tagessieg für Thibaut Pinot bei dessen letzter Tour-Teilnahme. Geschichten dieser Art sind schließlich der Grund, warum die Tour de France vor 120 Jahren erfunden wurde.

