Vingegaard nimmt alles mit

Tour de France 2022 | Etappe 11 | Albertville > Col du Granon Serre Chevalier

Der Mann mit dem Hammer hat 5 km vor dem Gipfel des Col de Granon in Person von Jonas Vingegaard zugeschlagen. Der junge Däne attackierte einmal mehr und diesmal klappte es. Sieg und Gelbes Trikot.

Tadej Pogacar hatte immer wieder kontern können, doch eine enorme Schwächephase hinauf zu diesem Alpen-Giganten sorgte für große Veränderungen im Gesamtklassement. Die Gastgeber freuen sich über Romain Bardet auf dem Podium. Und wir freuen uns mit Geschke, der sein Bergtrikot schon entschwinden sah und dann doch noch verteidigte.

FairPlay zwischen den Favoriten: Pogacar gratulierte Vingegaard mit einem Lächeln im Gesicht. Die Dänen schreiben Tour-Geschichte: gestern Magnus Cort heute Jonas Vingegaard.

Highlights - Stage 11 - #TDF2022

Vor dem Start der Etappe erwiesen zwei prominente und mehrfache Tour de France-Sieger der Olympiastadt Albertville in Erinnerung an die Winterolympiade 1992 ihre Ehre: Hinault und Thevenet. Zwei ebenfalls prominente Fahrer suchten bei dieser Giganten-Etappe unmittelbar nach der Startfreigabe ihr Heil in der Flucht: Mathieu van der Poel und Wout van Aert, beide mehrfache Cross-Weltmeister. Letzterer sicherte sich weitere 20 Punkt bei der Sprintwertung in Aiguebelle. Erst nach einigen Kilometern konnte eine größere Gruppe aufschließen; u.a. mit Politt, Schachmann, Geschke und Rutsch. Dazu bergfeste Fahrer wie Barguil, Teuns, Izagirre und Latour. Der Vorsprung der 20 wuchs beim Einstieg in die  Haarnadelkurven von Montvernier auf 3’30’’ an. Fünf UAE-Fahrer inl. Pogacar mit weit aufgerissenem Trikot führten das Feld bei der ersten Kletterpartie des Tages an. In der Ausreißergruppe sicherte sich Pierre Latour die Bergwertung (5 Punkte) vor Geschke (3), Barguil (2) und Van Aert (1). Van der Poel fiel zurück und musste bald danach geschwächt aufgeben. Der Abstand zum Peloton bei der Abfahrt bereits 5’. Radio Tour meldete: Aufgabe von Oliver Naesen

Geschke telegrafierte an die Konkurrenz: Ich kämpfe für das Bergtrikot

Mit über 7’ Vorsprung näherten sich die 19 auf leicht ansteigendem Gelände der ersten großen Herausforderung, dem Col du Télégraphe (1. Kategorie). Nach den ersten Steigungen mussten einige abreißen lassen. Vorsprung über 8’. 9 km vor dem Gipfel war die Gruppe auf 12 Fahrer geschrumpft. Als nächster musste Nils Politt passen; etwas länger hielt Jonas Rutsch Kontakt. Dann nur noch 9 Mann 9 Minuten voraus - mit Geschke und Schachmann. Parallel ein erster Test im Feld. Jumbo-Visma forderte mehrfach Pogacar heraus. Noch konnte der zweifache Tour-Sieger kontern. Der Vorsprung der Spitze sank indes und Kämna musste sich erst aus dem Peloton und dann als Zweiter vom Podium verabschieden. Auf der Passhöhe des Télégraphe holte sich Latour die maximale Punktzahl (10) vor Barguil (8) und Geschke (6), der heroisch kämpfte. Das Feld folgte 7’ später. Und Jumbo versuchte erneut, Pogacar zu isolieren. Obwohl ohne Helfer hielt der Tour-Spitzenreiter stand.

Eine total verrückte Etappe

Die rasende Fahrt der Favoriten-Gruppe vor dem Peloton - Pogacar, Roglic, Vingegaard, Thomas und am Anfang noch Benoot verkürzten den Vorsprung der Ausreißer. Wieder testeten Vingegaard und Roglic. Doch Pogacar blieb Herr des Geschehens. Und forcierte selbst. Dann wieder umgekehrtes Spiel. Einige Male hin und her. Dann hatte Pogacar mit Marc Soler wieder einen Helfer. Bei der Ausreißern jetzt noch vier Mann vorne: Barguil, Latour, Van Aert und Geschke. Nicht nur Soler kam ran, sondern u.a. auch Bardet, Gaudu und mit Mühe Vlasov.  7,5 km vor dem Gipfel des Galibier war Gelb 5’45’’ hinter Grün. Dann ging Barguil. Geschke blieb dran, verlor aber weiter an Boden. 3 km vor dem Gipfel erst nur noch Pogacar und Vingegaard zusammen. Bardet, Kruijwijk und Thomas konnten aber aufschließen. Und Bardet zog durch. Erster auf dem Dach der Tour der furios ketternde Barguil (20 Punkte). Geschke Zweiter (15) fast eine Minute danach. Die Favoriten folgten mit 4’27’’ über die Passhöhe. Die Gruppe mit Gaudu, Roglic und Vlasov knapp zwei Minuten später.   

Lange sah es spielerisch bei Pogacar aus 

30 km rasende Abfahrt. Barguil baute seinen Vorsprung vor Geschke aus. 3’ hinter beiden die Favoriten-Gruppe. Die bei einem Tempo von 80 Sachen wieder anwuchs. Vingegaard jetzt mit zwei Helfern. Van Aert hatte sich bis zur Gruppe Roglic zurückfallen lassen, die im Tal prompt zur Gruppe Gelbes Trikot aufschließen konnte. Mit Helfer Majka und Bora-Kapitän Vlasov jetzt 16 Mann stark. Den letzten Gipfel, der Col de Granon, wieder in über 2.000 m Höhe nahm Barguil mit 2’11 vor der Gruppe Geschke (mit Latour und Teuns) und weiteren 2’ vor den Favoriten in Angriff. Die Verfolger hatten die bestmögliche Lokomotive: Wout van Aert. Als er seinen Job erledigt hatte, zuckte Roglic kurz. Doch Pogacar scherzte währenddessen mit dem Motorrad-Kameramann… Kurz darauf versuchte Quintana wegzukommen und fuhr an Geschke vorbei; gefolgt von der Favoritengruppe. Bis auf Barguil sammelte Quintana die früheren Ausreißer ein. Inzwischen umgekehrte Situation: Vingegaard isoliert. Und vorne zwei Fahrer von Arkea-Samsic mit Barguil und Quintana. Letzterer kam Meter für Meter näher. 

Was für ein Finale zugunsten des neuen Mannes in Gelb

Der Col de Granon sollte wie vor 36 Jahren bei Bernard Hinault Geschichte schreiben. Erst attackierte Bardet, Pogacar ließ ihn weg. Das war das Zeichen für Vingegaard 5 km unterhalb des Gipfels. Seinen ersten Angriff konnte Majka noch stoppen. Doch dann beherrschte Jonas Vingegaard die Etappe. Wie entfesselt stürmte er die steilen Hänge hinauf und ließ alle hinter sich: Bardet, Barguil, Quintana. Und in der Verfolgung musste Pogacar, der auf diesen Rampen explodiert war, immer mehr abreißen lassen. Am Ende lag der neue Führende über 3’ vor dem bis dahin größten Favoriten. Wout van Aert mit vorbildlicher Leistung zugunsten seines Teams behielt Grün. Und Geschke das gepunktete Leibchen. Pogacar muss sich vorerst mit dem Weißen Trikot des besten Jungprofis begnügen. Kämpferischster Fahrer wurde Barguil. Morgen folgt eine weitere Hammeretappe - am Französischen Nationalfeiertag.

13/07/2022 - Tour de France 2022 - Etape 11 - Albertville / Col du Granon Serre Chevalier (151,7km) - VINGEGAARD Jonas (JUMBO - VISMA) - Vainqueur de l'étape
13/07/2022 - Tour de France 2022 - Etape 11 - Albertville / Col du Granon Serre Chevalier (151,7km) - VINGEGAARD Jonas (JUMBO - VISMA) - Vainqueur de l'étape © A.S.O./Charly Lopez

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