Wieder eine lange, fast 200 km lange Etappe; heute in Richtung der Cevennen und schon in Annäherung der Pyrenäen. Trotz der fünf Berge im Zentralmassiv auf dem Papier scheinbar nicht allzu schwer; doch spätestens die finale Montée Jalabert in über 1.000 m Höhe und die restlichen 1.500 m auf dem Flughafen in Mende sind eine echte Herausforderung und werden die Spreu vom Weizen trennen.
Vier Berge der dritten Kategorie, zwei auf den ersten 40 km und zwei auf den letzten 50 km, dazwischen die Sprintwertung, und dann dieser harte Schlussanstieg mit über 10 % Steigung. Nach 185 km werden die Fahrer die letzten Kräfte mobilisieren müssen, um nicht entscheidend zurückzufallen. Zumal erneut große Hitze auf der Strecke zu erwarten ist. Gestern überlebten drei Fahrer die permanenten Ausreißversuche. Ein erfolgreiches Beispiel, das heute viele Nachahmer finden sollte. Der Kurs spricht jedenfalls dafür. Doch am Schluss - ob mit Abstand oder vorne - dürfen die Fahrer in den Top Ten die Côte de la Croix Neuve nicht unterschätzen. Denn auf den letzten fünf Kilometern ist ein neuerlicher Schlagabtausch der Favoriten zu erwarten. Tadej Pogacar zeigte gestern bereits ein vielsagendes Lächeln.
Vier Bergwertungen bis zum Finale
Los geht es im gestrigen Zielort Saint-Étienne. Schon nach 14 km steht der erste Berg der dritten Kategorie im Weg. In Richtung Süden folgt 25 km weiter die nächste Herausforderung: die Côte de Chataignier nach einer kürzeren, aber deutlich steileren Kletterpartie von 2,6 km mit im Schnitt 7,3 % Steigung (dritte Kategorie). Die Fahrer werden weiter auf Trab gehalten, denn nach elf Kilometern wartet in Yssingeaux der Zwischensprint. Danach passieren die Fahrer Le Puy-en-Velay, wo exakt vor fünf Jahren Bauke Mollema die 15. Etappe für sich entscheiden konnte. Bei Kilometer 135,3 heißt es wieder klettern hinauf zur Côte de Grandrieu, erneut dritte Kategorie, dann knapp 30 km südlich die Côte de la Fage, der vierte Berg der dritten Kategorie. Schließlich das finale Spektakel zum Berg der zweiten Kategorie, der Montée Jalabert, so genannt nach dem populären französischen Radrennstar, der hier 1995 bei der Premiere gewann.
Die große Sause
Die Côte de la Croix Neuve könnte mit ihren drei kräftezehrenden Kilometern à 10,2 % wirklich zu einem „neuen Kreuz“ für die Fahrer werden. „Die ersten Rampen sind rund 700 m lang und noch die leichtesten“, sagt Steve Cummings, der hier 2015 siegte. Und das vor den französischen Lieblingen Romain Bardet und Thibaut Pinot, die folglich mit diesem Anstieg noch eine Rechnung offen haben. Kurz vor dem ersten Kilometer wird es abrupt steiler. Hier müssen alle in die Vollen gehen und dürfen keine Sekunde nachlassen. Und müssen noch Körner für die letzten 1,5 km übrig haben. Denn die fehlten den beiden Franzosen, nicht aber Cummings, der auf der Bergkuppe noch in dritter Position lag. Auf dem Flugplatz wurde vor Jahren der Film „La Grande Vadrouille“ gedreht. Wörtlich übersetzt: „Die große Sause“. Wenn das nicht zu einem spektakulären Finale bei der Tour de France nach insgesamt 3.400 Höhenmetern passt!