Die Angst vor dem Wind

Die 2. Etappe von Roskilde nach Nyborg verspricht großen Sport. Die 176 Fahrer sind alle noch frisch und tatendurstig. Besonders die Teams, die nicht den Gesamtsieg im Visier haben, werden heute volle Kanne fahren, so dass schon vor dem Finale zum Sturm geblasen wird. Apropos Sturm: Veranstalter und Teilnehmer hoffen insbesondere auf der Brücke über den Großen Belt auf ein eher sanftes Lüftchen…

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Simon Geschke, wie Max Walscheid deutscher Tour-Teilnehmer in Diensten des französischen Rennstalls Cofidis, sagte vor der Großen Schleife: „Auf die erste Woche freue ich mich überhaupt nicht.“ Gemeint hat er die Pflaster-Etappe am 6. Juli und vor allem den Streckenabschnitt am heutigen zweiten Renntag über 202 km von Roskilde auf Seeland sozusagen im Halbbogen in westlicher Richtung nach Nyborg in Süd-Dänemark. Oder wie Jens Voigt sagt: „Im Zickzack an der Küste entlang“. Zugleich der wichtigste Teil der drei Tage im radsportbegeisterten Dänemark. Da der Parcours ständig in Meereshöhe verläuft, wird der Wind eine große Rolle spielen. Das gilt vor allem für das Finale und die 18 Brücken-Kilometer bei der Überquerung des Großen Belt. Dieser Abschnitt erinnert an die Passage du Gois in der Bretagne 1999. Tour-Chef Christian Prudhomme, immer auf der Suche nach einer besonderen sportlichen Herausforderung, vergleicht diese Brückenfahrt mit der Etappe 2015 nach Zeeland in den Niederlanden - „hier aber XXL“. Die viel befahrene Verbindung von Küste zu Küste wird heute erstmals gesperrt - für die Tour de France. 

Von Anfang an wechselnden Winden ausgesetzt

Bevor es auf die windumtoste Brücke geht, läuft das Peloton bereits Gefahr, durch den Wind auseinander zu fallen. Zwischen km 60 und 90 stehen zudem drei Berge der 4. Kategorie im Weg - allerdings keine allzu große Herausforderung für die Profis, dennoch wichtig für die Vergabe des ersten Bergtrikots der Rundfahrt: Asnaes Indelukke (1,1 km à 5,4 %), Hove Strade (800 m à 6 %) und Karup Strandbakke (1,3 km à 5,8 %). Bei Km 126,9  in Kalundberg wollen die schnellen Männer die ersten Sprintpunkte gewinnen, um sich für das Grüne Trikot zu positionieren, das heut noch Yves Lampaert gehört und von Wout van Aert getragen wird.

Oberstes Ziel der Tour-Favoriten: keine Zeit verlieren!

Für die Tour-Favoriten wird es weniger darum gehen, Zeit auf die Konkurrenz zu gewinnen als keine zu verlieren. Das gilt besonders für die letzten 20 km von Korsor nach leichtem Anstieg schnurgerade übers Wasser ins Ziel. Der Windschutz auf der Brücke bietet den Fahrerin mit 1,50 m Höhe nur bedingt Schutz vor dem Wind. Je nach Windeinfall wird entschieden, ob auf der rechten oder linken Spur gefahren wird. Jens Voigt schätzt, dass die Spitze mit 75 Sachen auf die Brücke brausen wird. Auf der anderen Seite der Brücke warten noch zwei Kilometer bis zum Ziel in Nyborg. Auf die Helfer der Sprinterteams wie die der ambitionierten Klassementfahrer kommt Schwerstarbeit zu. Entspannung für die Favoriten wird es nicht geben. Ob viel oder wenig Wind: Es wird besonders spannend. Ob Tadej Pogacar schon zum ersten Schlag Richtung Gelb ausholt? Oder kann Quick-Step das begehrte Leibchen behaupten und evtl. bis Frankreich tragen? 

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