Vor dem morgigen Ruhetag machten die Fahrer aus einer Übergangsetappe ein Spektakel mit hohem Tempo und viel Bewegung. Ein früher Sturz im Peloton ließ bei einigen den Puls hochschnellen. Erst nach der ersten Bergwertung normalisierte sich die Situation. Leidtragende die Träger des Grünen - Milan - und des Bergtrikots - Martinez. Wieder hatten Ausreißer das bessere Ende für sich: Tim Wellens sicherte sich nach 40 km Alleinfahrt seinen ersten Etappensieg bei der Tour.
Die ersten 15 km waren überschattet von einem großen Sturz im Hauptfeld, bei dem es Florian Lipowitz und Julian Alaphilippe heftig erwischt zu haben schien. Sie lagen rasch mit 1’35’’ zurück, konnten aber das Rennen fortsetzen, das kurz hinter Muret mit den erwarteten Attacken begonnen hatte. Ohne größere Anstrengung Neilson Powless (EFE) erster Ausreißer; gefolgt von einem Trio. Nach dem Sturz eine unübersichtliche Situation mit verschiedenen kleineren Gruppen. Da Jonas Vingegaard und Florian Lipowitz bei dem Sturz aufgehalten wurden, versuchte Tadej Pogacar als fairer Sportsmann die Situation zu beruhigen. Zu diesem Zeitpunkt lag die Gruppe um Vingegaard eine Minute hinter dem Mann in Gelb. Lipowitz konnte dort mit Hilfe seiner Teamkollegen andocken. An der Spitze attackierten derweil van der Poel, Campenaerts und andere. Da das Tempo weiter hoch war, änderte sich die Lage ständig.
Milan und Martinez früh abgehängt
In Abwesenheit von Jonathan Milan drückten van der Poel und Girmay aufs Gaspedal. Soweit das nach 52 km/h in der ersten Stunde noch ging. Währenddessen waren die ersten Drei in der Gesamtwertung wieder vereint. Auch Alaphilippe schaffte den Anschluss. Eine gewisse Normalität nach dem Schreck in der Mittagsstunde: 15 Mann in der Ausreißergruppe, 46’’ dahinter das Peloton, allerdings ohne den Träger des Bergtrikots. Beim Zwischensprint in Saint-Felix-Lauragais fehlte auch Milan. Die volle Punktzahl (20) für Van der Poel. Zum ersten Berg beschleunigte das Feld. An der Spitze retteten Lutsenko (IPT) und Powless 16’’ Vorsprung. Danach ließen es die Favoriten ruhiger angehen. Auch die zweite Bergwertung auf der Côte de Sorèze gewann Lutsenko (2 Punkte), diesmal vor Wellens (1). Auf den Straßen des Tarn waren die Fahrer in der zweiten Stunde mit 41,5 km/h unterwegs. Die Situation vor der dritten Schwierigkeit: vorne 9 Fahrer mit u.a. Rodriguez, Campenaerts, Wellens; 15’’ dahinter eine Verfolgergruppe mit 25 Mann (u.a. van Aert, Alaphilippe), dann das Feld mit über 3’ Rückstand; bereits mit über 6’ Abstand folgten Milan und Martinez.
Erster Tour-Erfolg für Tim Wellens
Vor der Steigung zum Pas du Sant (2. Kategorie) hatten Barguil und Vlasov die Führungsgruppe eingeholt, die jedoch im Anstieg auseinanderfiel. Die Bergwertung gewann Storer (TUD, 5 Punkte) vor Simmons ((LTK, 3), Campenaerts (TVL, 2) und Wellens (UAD, 1) - letztere im „Stellvertreterkrieg“ ihrer Teams TVL und UAD. Dahinter Rodriguez (IGD), Barguil (TPP), Vlasov (RBH) und Lutsenko (IPT). Als die vier Verfolger zur vierköpfigen Spitzengruppe aufschlossen, attackierte Wellens und war auch in der Folge nicht zu bremsen. Im Gegenteil: Er baute seinen Vorsprung Richtung Carcassonne immer weiter aus. Das Feld bereits mit 7’ Abstand, das Gruppetto mit fast 18’. Den souveränen Sieg von Tim Wellens (UAD) konnte niemand verhindern - wenn nicht Pogacar dann gewinnt eben ein Edelhelfer. Victor Campenaerts (TVL) machte den belgischen Doppelsieg perfekt. Den Sprint der Verfolger gewann Julian Alaphilippe. Keine Änderungen bei den Trikotträgern vor dem Ruhetag und der Etappe zum Giganten der Provence.