Vorletzte Runde im Kampf der Häuptlinge

Wie entfesselt stürmte gestern Jonas Vingegaard ins Ziel in Combloux und baute seinen Vorsprung in der Gesamtwertung auf nicht erwartete 1’48’’ aus. Dennoch ist die Tour de France noch nicht entschieden. Vor der heutigen Etappe schon gar nicht. Auch wenn die Medien den jungen Dänen schon einen Außerirdischen nennen. Außerirdisch ist da schon eher die Herausforderung von 5.000 Höhenmetern und Steigungsprofilen bis zu 24 Prozent. Vom „Rendezvous in der Hölle“ sprechen die Experten. Wer hier eine Schwächephase hat ist verloren.Vor allem die Sprinter werden heute leiden. 

Die 17. Etappe startet in Saint-Gervais Mont-Blanc in der Nähe des Ziels vom Sonntag, wo Ausreißer Wout Poels die Konkurrenz überraschte. Sie führt über 165,7 extrem gebirgige Kilometer in eines der bekanntesten französischen Skigebiete nach Courchevel auf über 2.000 m Höhe. Nach ca. 17 km durch Megève beginnt die erste Kletterpartie über 13,4 km mit durchschnittlich 5,1 % auf den Col des Saisies (1.650 m, 1. Kategorie), der nach 28,4 km erreicht wird. Eine stramme Abfahrt über fast 20 km zur Sprintwertung in Beaufort bei Km 46. Und schon steigt der Kurs wieder an hinauf zum Cornet de Roselend in fast 2.000 m Höhe, zweiter Berg der 1. Kategorie mit 19,9 km à 6 %. Diese Kombination von zwei schwer zu erklimmenden Bergen dürfte bereits sehr selektiv sein. Wieder ins „Tal“ immer noch auf knapp 1.000 m durch Bourg-Saint-Maurice und La Plagne Tarantaise zur Côte de Longefoy, 2. Kategorie, 6,6 km à 7,5 % in 1.174 m Höhe. Schon kündigt sich das hammerharte Finale an mit dem Col de la Loze, mit 2.304 m das Dach der Tour. Das erreichen die Fahrer über Méribel nach 28,1 km mit im Schnitt 6 %, aber auch mit Abschnitten bis zu 24 %. Auf dem Gipfel können die kühnsten und kletterfreudigsten Fahrer neben den Bergpunkten auch Bonussekunden ergattern. Noch kein Ende der Strapazen in Sicht: Nach einer kurzen Abfahrt auf einer schmalen Straße folgt noch eine 18 % steile Steigung zum Flugplatz von Courchevel.

Es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist

Gerade die letzten sechs Kilometer zum Gipfel des Col de la Loze mit im Schnitt mehr als 10 % machen diesen Berg zur Hölle für viele Fahrer. Nach dem überraschend großen Abstand zwischen den beiden Favoriten und den Podiumskandidaten kann dieser Aufstieg zu einem Schlüsselmoment und zur vorletzten Möglichkeit der diesjährigen Tour werden, das Podium und die Top 10 auf den Kopf zu stellen. Zumal nach dem Berg eine gefährliche Abfahrt und eine weitere Kraxelei ins Ziel folgen. Was die Kletterpartie zur Tortur macht, sind die vielen Rhythmuswechsel auf der zum Glück gegenüber früheren Distanzen über 200 km „nur“ 165 km lange Etappe. Zum Glück, werden die meisten Fahrer sagen, lassen wir danach die Alpen hinter uns. Doch vorbei ist die Schinderei immer noch nicht. Am Samstag warten die Vogesen… Doch heute zeigt die Tour einmal mehr, warum sie als „das härteste Rennen der Welt“ gilt, wie John Degenkolb in Erwartung der heutigen Plackerei sagt.

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