Nach dem Auftaktwochenende in Dänemark mit unglaublichen Zuschauerinteresse und dem anschließenden Transfer nach Frankreich steht heute die erste Etappe auf französischem Boden auf dem Programm der 109. Tour de France. Mit der erfreulichen Bilanz, dass noch alle 176 Fahrer dabei sind und noch keiner auf Grund eines Sturzes aufgeben musste.
Die Strecke hat es erst auf den zweiten Blick in sich: 171,5 Kilometer mit sechs Bergen der vierten Kategorie von Dünkirchen auf Meeresniveau nahe der belgischen Grenze im Halbbogen durch den hügeligen französischen Norden zurück an die Küste zum Ziel in Calais, wo die Große Schleife erstmals in ihrer 119jährigen Geschichte ankommt.
Vorhersagen über den Etappenausgang wäre ‚Kaffeesatz lesen‘
Im Pas-de-Calais und in den flandrischen Bergen kann immer Wind herrschen. Und der kann den Etappenverlauf entscheidend beeinflussen. Von dem halben Dutzend Berge der kleinsten Kategorie ist jeder einzelne kein wirkliches Hindernis - noch kein Vergleich zu den Rampen in den Alpen und Pyrenäen. Aber die damit einhergehenden häufigen Rhythmuswechsel schon eher. Da zudem die letzten 30 Kilometer an der Küste entlang Richtung Osten führen - inklusive des Anstiegs zum letzten Berg der 4. Kategorie am Cap Blanc Nez und der Überquerung des Tunnels unter dem Ärmelkanal - könnte der damit verbundene Richtungswechsel ebenfalls für Überraschungen sorgen. Es spricht jedenfalls viel für einen angriffslustigen Verlauf und ein dynamisches Finale. Alle anderen Vorhersagen - Ausreißersieg oder Massensprint - wären Kaffeesatz lesen.
Sechs Berge, Wind und die schöne Opal-Küste
Der Streckenverlauf im einzelnen: Start im Osten Frankreichs in Dünkirchen auf Höhe des Meeresspiegels Richtung Süden; nach 30 km der erste Berg der 4. Kategorie, die Côte de Cassel mit 1,7 km à 4,2 %; weiter Richtung Westen zum Zwischensprint in Lumbres bei Kilometer 63,2. Danach Schlag auf Schlag: vier nicht allzu hohe Berge mit dennoch knackigem Profil: die Côte de Remilly-Wirquin (1,1 km à 6,8%), die Côte des Nielles-les-Bléquin (1,1 km à 7,7 %), schon fünf Kilometer weiter die Côte de Harlettes (1,3 % à 6 %), dann die Côte du Ventus (1,1 km à 4,8 %) bereits Richtung Norden und zurück ans Meer und schließlich elf Kilometer vor dem Ziel dieôte du Cap Blanc-Nez (900 m à 7,5 %) laut Jens Voigt „ein fieser kleiner Berg in Calais“.
Gelb verhülltes Dünkirchen
Dänemark hat bei der Verehrung der Tour und der entsprechenden Dekoration des Etappenparcours die Messlatte sehr hoch gelegt. Auch wenn der Bürgermeister von Dünkirchen verspricht, seine Stadt gelb verhüllen zu lassen, wie sicher die anderen Etappenorte auch, wird es schwer werden, den Erfindungsreichtum der Dänen zu toppen. Dennoch wird es im Norden unseres Nachbarlandes stimmungsvoll weitergehen.