Am Mittag hatte die Tour de France Femmes die Champs Elysées zunächst für sich und ihre erste Etappe, die mit dem Sieg der Niederländerin Lorena Wiebes (DSM) in eine Woche im Osten Frankreichs startete. Drei Stunden später schob der Belgier Jasper Philipsen sein Rad zum zweiten Mal bei dieser Tour als Erster über die Ziellinie und wurde somit inoffizieller Sprintweltmeister. Glückwunsch vor allem an Jonas Vingegaard, der seinen ersten Gesamtsieg bei der Tour feiern kann.
Von einer unglaublichen Stimmung in der Arena von La Défense getragen starteten 136 „Sieger“ zum letzten Akt der diesjährigen Tour de France. Gleich vom Start weg die erste Attacke - ein amüsanter Jux der drei Musketiere Vingegaard, van Aert und Pogacar, zu denen kurz darauf Geschke als Vierter der Trikotträger aufschloss. Für den Deutschen war es die letzte Ausfahrt im mittlerweile ungeliebten Bergtrikot, weil er es laut Reglement seit Hautacam in Vertretung des Gewinners Jonas Vingegaard tragen musste. Drei Fahrer verpassten das Defilee in den Straßen von Paris wegen Covid oder Unwohlsein: Woods, Boivin (IPT) und Izaguirre (MOV). Nach dem kurzen Überraschungscoup der Trikotträger verfiel das Peloton in ein Bummelzugtempo. Die Fahrer hatten sich offensichtlich viel zu erzählen. Oder hielten wie Jumbo-Visma die Startnummern ihrer ausgeschiedenen Mannschaftskameraden Roglic, Kruijswijk und van Hooydonck in Würdigung ihrer Leistung in die Fernsehkamera. Und das Feld würdigte Simon Geschkes heroischen Kampf um das gepunktete Trikot des besten Bergfahrers und überließ ihm als Zweitem dieser Wertung den einen Punkt auf der Côte du Pavé des Gardes vor dem Dritten, Guilio Ciccone. Da waren noch 72 km zu fahren. 15 km später wurde es mit dem Beginn des Rundkurses wie erwartet ernst.
Mit Schachmann und Rutsch lange zwei Deutsche vorne
Jumbo-Visma führte das Feld ins Finale. Den ersten Angriff startete Jonas Rutsch (EFE) - sofort wieder eingefangen. Es folgte schon fast traditionell in Paris die Attacke von Nils Politt (BOH). Ebenfalls chancenlos. Die nächsten bitte: Bissegger (EFE), Tratnik (TBV), Burgaudeau (TEN), Martinez (IGD) und Dewulf (ACT) mit 10’’ Vorsprung. Das reichte um bei der Sprintwertung in dieser Reihenfolge durchzufahren. Kein Punkt für van Aert, der bis zum Schluss gemütlich hinterherfuhr! Schachmann schloss zur Führungsgruppe auf, kurz danach wieder alles zusammen. Neuer Versuch von Schachmann (BOH), Rutsch und Doull (EFE) sowie Duchesne, Le Gac (GFC), maximal 20’’ Vorsprung. Die Sprinterteams an der Spitze des Feldes. Noch 2 Runden und 11’’ Vier voraus. Dann blieben nur Schachmann und Rutsch übrig. Zwei Deutsche vorne in Paris. Auch noch zu Beginn der letzten Runde. Pogacar mit explosivem Antritt. Ganna am Hinterrad. Doch auf der Zielgeraden ein Kampf um den besten Sprinter der Tour. Am Ende war Jasper Philipsen (ADC) der Schnellste deutlich vor Dylan Groenewegen (BEK) und Alexander Kristoff (IWG). Auf den Plätzen Peter Sagan (5) und Danny van Poppel (7). Für Philipsen der zweite Etappensieg, wodurch er Zweiter in der Wertung „Grünes Trikot“ vor Tadej Pogacar wurde.
Deutsche Fahrer für offensive Fahrweise nicht belohnt
Auch ohne die siegreichen Sprinter der Vergangenheit und ohne einen Etappensieg fällt die Bilanz aus deutscher Sicht erfreulich aus. Lennard Kämna, Nils Politt und Maximilian Schachmann gehörten häufig zu den Animateuren der Tour. Kämna hat den Sieg auf der Planche des Belles Filles nur um 95 m verpasst und das Gelbe Trikot in Mende um 11 Sekunden. Politt gehörte zu den Favoriten für die Wahl zum kämpferischsten Fahrer und Schachmann hat mit Platz 9 eine hervorragende Position beim abschließenden Zeitfahren erkämpft. Georg Zimmermann (IWG) belegt bei der Wertung „bester Nachwuchsfahrer“ einen guten Platz 7. Und schließlich hat Simon Geschke (COF) das Bergtrikot neun Tage getragen und das gepunktete Hemd am Ende nur gegen den Tour-Sieger verloren. Dass der Kapitän von Bora-hansgrohe, Alexander Vlasov, trotz eines schwierigen Einstiegs in die Tour noch Platz 5 im Gesamtklassement erobert hat, spricht für ihn und die einzige deutsche Profimannschaft bei dieser Tour de France.
