Nächster Anlauf nach Tignes

Auch bei der zweiten Alpen-Etappe ist das Spektakel vorprogrammiert. Nachdem die beiden Cross-Weltmeister Mathieu Van der Poel und Wout van Aert aus den traditionellen Radsportländern Niederlande und Belgien die ersten Etappen animiert haben, sind jetzt die Slowenen die Muntermacher - ob im Zeitfahren oder im Gebirge. 

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Heute gibt sich Streckenchef Thierry Gouvenou nicht mehr mit Bergen der kleinen Kategorien zufrieden, sondern schraubt die Anforderungen an die den Ruhetag herbeisehnenden Fahrer noch höher: Zwei Berge der 2., zwei der 1., einer der höchsten Kategorie und die erste Bergankunft -  auf über 2.000 m. Wenn sich die heute abgehängten Kletterer einigermaßen erholt haben, müssten sie diese Chance zu nutzen versuchen, wenn sie nicht auf den doppelten Mont Ventoux warten wollen.

Schon die 9. Etappe. Und „nur“ 145 km. Aber was für welche! Für die Tour-Verantwortlichen war von vornherein klar, dass Tignes nach dem heftigen Unwetter mit Erdrutsch und Etappenstopp 2019 in der Abfahrt vom Iseran bald wieder auf dem Streckenplan auftauchen würde. Voilà. Tignes ist in diesem Jahr sogar Gastgeber der Königsetappe in den Alpen. Und empfängt die Heroen der Landstraßen nach fünf Anstiegen zum Etappenfinale. Vor zwei Jahren hatte Alaphilippe wegen des erzwungenen Stopps das Gelbe Trikot letztendlich an Egan Bernal abgeben müssen. Diesmal lange ein anderer Streckenverlauf wieder mit Stress pur für die Sprinter oder die immer noch an ihren Sturzverletzungen laborierenden Profis. 

Noch keine 20 km und schon steht der erste Zweier im Weg: die Côte de Domancy.(2,5 km mit 9,4 % im Schnitt), Dann ein letztes Hallo der Sprinter nach 32 km in Praz-sur-Arly. Bis dorthin könnte es noch „geschlossenes Feld“ heißen und somit alle Sprinter die Beine und Kraft von Mark Cavendish überprüfen. Bei km 49 wartet der Col des Saisies, nach gestern der insgesamt vierte Berg der 1. Kategorie mit 9,4 km à 6,2 %. Eine schnelle Abfahrt nach Beaufort und wieder klettern hinauf zum Col de Pré und praktisch gleich weiter zur Cornet de Roselend. Eine Furcht einflößende Kombination. Erst also lang und steil 12,6 km à 7,7 % mit Passagen über 10 und 11 % deshalb ein Berg der Ehrenkategoire; kurze  Abfahrt und dann wieder kraxeln: 5,7 km à 6,5 %, demzufolge „nur“ 2. Kategorie. Aber schon der vierte Ehrfurcht gebietende Anstieg innerhalb 60 km. Nach einer langen Abfahrt schließlich 21 km megalang hinauf zur Montée de Tignes mit im Schnitt 5,6 % und Passagen um 10 % bis auf 2089 m (1. Kategorie) und dann noch 2 km nach Tignes auf 2.107 m Höhe. Die erste Bergankunft der diesjährigen Tour. Danach haben sich die Fahrer den ersten Ruhetag redlich verdient. 

Das Finale entspricht dem von 2019 geplanten, in dem die Zuschauer z.B. in Les Brévières vergeblich auf das Peloton warteten. Ob der Vorjahrszweite Primoz Roglic, arg gebeutelt nach seinen Stürzen in der ersten Woche, mit seiner Vorhersage „Hier wird die Etappe explodieren“ nach dem bisherigen Verlauf Recht behalten wird? Vor allem für ihn, kann es bei dem Abstand zu Platz 1, wenn überhaupt nur noch um einen Einzelerfolg gehen. Dem ehemaligen Skispringer gefällt die Region, er trainiert hier, verbringt hier seinen Familienurlaub. Er hat sich die Rückkehr an diesen Ort sicher anders vorgestellt. Er kennt also die Rampen und glaubte noch vor dem Start, dass sie einer der Schlüsselmomente 2021 sein könnten. 

Vermutlich müssen heute andere Fahrer für einen explosiven Etappenverlauf sorgen. Überraschungen bleiben wie gehabt an der Tagesordnung. Die Rückkehr zum Gipfel beginnt kurz nach 13.00 Uhr im 500 m hohen Cluses, wo die Fahrer gestern noch durchgebraust sind, und endet ca. viereinhalb Stunden später auf über 2.000 m im Hochgebirge. 

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