Heute will Julian Alaphilippe wie sein Mannschaftskamerad Mark Cavendish bei seinen erneuten Siegen in Fougères (2015) und Châteauroux (2008) seinen Etappenerfolg von 2018 in Le Grand-Bornand wiederholen.
Das Wochenend-Menü hält zwei Etappen in den Alpen bereit. Zum Aufgalopp der erste Gang im Hochgebirge über 150,8 km zwischen Oyonnax im Jura und Le Grand-Bornand in den Alpen. „Der letzte Teil der Etappe entspricht der, die ich 2018 gewonnen habe“, so Alaphilppe, dem die Kombination aus Col de Romme und Col de la Colombière gefällt. „Kurz vor dem Col de Romme kommt die Côte de Mont-Saxonnec, ich kenne sie nicht, aber auf dem Papier sieht sie schwer aus… Es ist schön, an ein Finale zu denken, das ich schon gewonnen habe.“
Nicht nur für den amtierenden Weltmeister wird viel davon abhängen, wie er den gestrigen schweren und langen Streckenabschnitt verkraftet hat.
Gestartet wird in den Ausläufern des Jura in der Industriestadt Oyonnax nordöstlich von Lyon. Erst sind einige nicht-klassifizierte Anstiege zu überwinden, ehe es nach 44,8 km in Frangy die letzte Möglichkeit für die Sprinter geben wird, sich in Szene zu setzen. Insbesondere die bisher erfolglosen Sprinter werden versuchen, den souverän im Kampf um das Grüne Trikot führenden Mark Cavendish diesmal zu schlagen. Sein gestriger Coup in der großen Fluchtgruppe könnte ihn entscheidende Körner gekostet haben. Ab dann wird es für die schnellen Männer ungemütlich: Vor der Trilogie der drei Berge der 1. Kategorie müssen sie mit allen anderen quasi zum Eingewöhnen einen Berg der 3. Kategorie (6,5 km à 4,4 %) und einen der 4. Kategorie (2,9 km à 4,9 %) hinauf strampeln, ehe ab km 97 im Finale der 8. Etappe drei schwere Kletterpartien zu bewältigen sind: zunächst die Côte de Mont-Saxonne, 5,7 km à 8,3 % im Schnitt; dann ca. 18 km später der Col de Romme, 7,5 km à 8,5 %, und noch einmal 14 km danach den Col de la Colombière, 7,5 km à 8,5 %. Hier werden auch die Zeitgutschriften vergeben. Danach rasende Abfahrt über 14 km von 1.618 m Höhe auf 972 m in Le Grand-Bornand, wo 2007 Linus Gerdemann gewann und ins Gelbe Trikot schlüpfte.
Anders als gestern sollten die Klassementfahrer gewarnt sein und nicht wieder eine große Gruppe ausreißen lassen. Diesmal werden sie alles daransetzen, verlorenen Boden aufzuholen und „die Ordnung“ in der Gesamtwertung in ihrem Sinne herzustellen. Dennoch werden die beiden mehrfachen Cross-Weltmeister Mathieu van der Poel (Gelb und Platz 1) und Wout van Aert (Platz 2) ihre aktuelle Vormachtstellung nicht kampflos aufgeben. Auch wenn das Hochgebirge für sie weitgehend neues Gelände ist. Jumbo Visma wird sich zudem neu orientieren müssen, nachdem der Sturz gehandicapte Kapitän Primoz Roglic nicht mehr in den Kampf um das Podium in Paris eingreifen kann. Wenn Emanuel Buchmann gestern nicht zu viele Körner verschossen hat, könnte er heute für eine Überraschung sorgen.