Nach einer anstrengenden Woche mit 30 Bergen an neun Etappen in der Südhälfte unseres Nachbarlandes und nach dem Feuerwerk der Slowenen in den Pyrenäen erleben 167 Fahrer einen ersten Streckenabschnitt ohne jegliche Bergwertung - endlich eine Flachetappe, die den Namen verdient hat.
168,5 km als Inselhopper von der Ile d’Oléron (Chateau-d’Oléron) zur Ile de Ré (Saint-Martin-de-Ré) und damit ein totaler Szenenwechsel von den Bergen an die Küste. Von Insel zu Insel ist zugleich eine Premiere für die Tour. Nachdem der große Favorit für die diesjährige Große Schleife, Primoz Roglic, erst bei der 9. Etappe seine Regentschaft im Gelben Trikot angetreten hat, sollte er das beliebteste Leibchen des Profisports in den nächsten Tagen tragen - wenn ihm der Wind keinen Strich durch die Rechnung macht.
Anders wird die Situation für den Träger des Grünen Trikots, Peter Sagan, aussehen. An den letzten beiden Etappen-Tagen vor dem Ruhetag ging er bei der Punktvergabe leer aus. Nachdem sein auf das Gesamtklassement fahrender Teamkollege Emanuel Buchmann in den Pyrenäen alle Hoffnung aufs Podium fahren lassen musste, könnte aber genau das Sagan in die Karten spielen: Die Sicherung des Grünen Trikots als großes Ziel von Bora-hansgrohe für die beiden letzten Tour-Wochen 2020.
Abgesehen von der Sprintwertung in Chatelaillon-Plage und dem Schlusssprint auf der Ile de Ré dürfte der Wind auf den Küstenstraßen und insbesondere auf der Brücke vom Festland in La Rochelle auf die Insel zur Gefahr für die Profis werden. Ab dem Richtungswechsel in Royan, am südlichsten Punkt der Etappe, Richtung Norden über Rochefort zur Sprintwertung und zum Ziel in Saint-Martin-de-Ré, ist mit starkem Wind zu rechnen. Und davon wird abhängen, ob es für alle Teams eine vergleichsweise ruhige Fahrt an der malerischen Küste entlang durch mittelalterliche Städte und Dörfer wird - dabei vorbei an den Befestigungsanlagen in Royan, Rochefort und La Rochelle - oder ob Hektik aufkommt. Und das würde dann für alle Mannschaften gelten. Eine Spazierfahrt in der westfranzösischen Urlaubsregion wird es jedenfalls nicht.