Schon ab Kilometer 0 und damit noch in Luxemburg war das Szenario klar: Denn sofort startete Guillaume Van Keirsbulck (Wanty-Groupe Gobert) ein aussichtsloses Unterfangen - die Flucht nach vorne als Einzelkämpfer. Das Feld ließ ihn lange gewähren, so dass der Vorsprung auf bis zu 13 Minuten anwuchs… So ging es zurück nach Frankreich. Doch eine unspektakuläre Übergangsetappe in der Region Grand Est? Team Sky führte ganz gemächlich nach. So langsam erleben die Zuschauer an der Strecke das „jagende“ Feld der übrigen 194 Profis selten.
Démare gewinnt Zwischensprint des Feldes
Nach 70 km Alleinfahrt reagierte das Peloton. Fortan sank der Vorsprung ständig. Die Sprinterteams beorderten Fahrer nach vorne. Inzwischen hatte Van Keirsbulck als Solist 100 km in den Beinen - mit knapp über 40 Sachen im Schnitt in den ersten beiden Rennstunden. Etwa zur Hälfte der Strecke blieben noch sechs Minuten übrig. Das schneller werdende Feld jetzt mit Katusha an der Spitze knabberte weiter Sekunden auf Sekunden. 80 km vor Vittel waren es noch 4:30. Mit unter drei Minuten Vorsprung gewann der einsam Führende die Sprintwertung 50 km vor dem Ziel. Danach Kampf um die nächsten Plätze und Punkte: Démare siegete vor Sagan, Greipel, Kittel und Matthews. Noch blieb das Grüne Trikot auf den Schultern von Marcel Kittel mit 77 Punkten; dahinter kam Démare näher nur noch drei Punkte weniger - zusätzliche Spannung für den Zielsprint. Auch den einzigen Wertungspunkt am Berg holte sich Van Keirsbulck. Vorsprung um 1:40 Uhr.
Van Keirsbulck geschluckt
Die Jagd auf den tapferen Ausreißer ging weiter. Aber noch favorisierten die Teams die ruhige Rennsituation und hielten Abstand. Dennoch schmolz der Vorsprung beständig weiter, eine Minute blieb ca. 20 km vor dem Ziel. Sichtkontakt erstmals nach 190 km Alleinfahrt! Kurz danach erfolgte der Zusammenschluss. Eine tolle Leistung und die logische Auszeichnung als „kämpferischster Fahrer“. Geschlossenes Feld hieß es 14 km vor Vittel - die Vorbereitung auf das technisch schwierige, kurvenreiche Finale mit einer leicht ansteigenden Zielgeraden begann. Vor allem die Sprinterteams formierten sich. Aber auch Sky zeigte sich vorne.
Stürze bei Sieg von Démare
Noch zwei Kilometer. Und dann der sturzreiche Endkampf. Ein erster Sturz in der zweiten Reihe, vorne die Favoriten auf den Tagessieg. Und dann die strittigste Szene des Tages. Nach dem Champagner-Erfolg gestern ein Schlenker von Peter Sagan in Richtung Mark Cavendish, der in die Barriere flog und in der Folge John Degenkolb mit sich riss. Vorne zog Arnaud Démare durch und schaffte als erster Franzose nach Jimmy Caspar 2006 in Straßburg einen Sprintsieg. Dahinter kam Sagan auf Platz zwei vor Kristoff, Greipel wurde Vierter vor dem zweiten Franzosen Bouhanni. Das Gelbe Trikot bleibt auf den Schultern von Geraint Thomas, Grün wechselt zu Démare, der seine tolle Form unterstrich. Kittel wurde durch den ersten Sturz aufgehalten und konnte als 14. nicht in die Entscheidung eingreifen. Peter Sagan wurde nachträglich von der Jury auf den letzten Platz zurückgestuft und mit einer 30-Sekunden-Strafe belegt. Damit Greipel nachträglich Dritter.

