Le Lioran: ein Gipfel für die Abfahrer (2/6)

Worum geht es?
Siebzehn Tage zwischen der ersten und der letzten Bergetappe der Tour du France, das hat es noch nie gegeben. Und alles beginnt mit dem Stelldichein in Le Lioran nach einer Aneinanderreihung von Herausforderungen, die die Fahrer nach rund 1.000 km Flachstrecke „kalt erwischen“ werden. Die Anstiege am Puy Mary, am Col du Perthus et an der Wintersportsation von Le Lioran konzentrieren sich auf die letzten vierzig Kilometer, mit Anstiegsprozenten, die einen Kletterer mit guten Beinen zum Angriff verführen könnten. Das Spiel der darauf jeweils folgenden „Rutschbahnen“ dieses Finales im Cantal kann sich auch in eine „Abfahrts-Weltmeisterschaft“ verwandeln, insbesondere in der Steilabfahrt nach dem Col du Perthus, und vielleicht winkt sogar ein Gelbes Trikot zum Abschluss…
 
Sie denken natürlich daran…
Die Auvergne, das ist das Stammgebiet von Romain Bardet. Und wenn sich die Blicke an diesem Tage dem Kapitän von AG2R zuwenden werden, dann wird das nicht nur daran liegen, dass seine Großmutter aus Murat als unmittelbare Nachbarin anreisen wird, um ihren Enkel anzufeuern, und auch nicht daran, dass er in der Wintersportstation von Le Lioran seine ersten Skipisten hinuntergedüst ist. Dank seines Temperament und seines Potenzials liegt es ganz einfach in Bardets Interesse, das Heft in die Hand zu nehmen: seine Talente als Abfahrer können es ihm ermöglichen, hier einen Unterschied zu machen, wie er es schon letztes Jahr bei der Etappe nach Pra-Loup bei der Dauphiné unter Beweis gestellt hat.
 
Generell aber ist dies auch ein günstiges Terrain für eine Vielzahl von Anwärtern aufs Podium: Dan Martin wird sich wohler fühlen, um im Cantal auf sich aufmerksam zu machen als bei den großen Anstiegen in den Alpen und Pyrenäen; Dani Navarro oder Eduardo Sepulveda können dort auf einen Überraschungseffekt setzen, genau wie Wilco Kelderman; Adam Yates wird auch bei einem eventuellen Aufeinandertreffen mit Warren Barguil um das Weiße Trikot einen Coup landen können; Rui Costa ist ebenfalls in der Lage, sich hier hervorzutun und sich dabei auf ruhmreiche Taten in benachbartem und ähnlichem Gelände zu berufen (Sieg in Super-Besse im Jahre 2011); genau wie Andrew Talansky, Sieger in Brioude bei Paris-Nizza 2013. Und die Liste der Überraschungsgäste, die sich noch zu den Kontrahenten gesellen könnten, kann noch verlängert werden…

Ein wenig Geschichte
Man sprach seinerzeit von Super-Lioran, wenn von der Wintersportstation die Rede war, deren Aufschwung vom ehemaligen Premierminister und danach Präsidenten der Republik, Georges Pompidou, getragen wurde. Im Jahre 1975 wurde eine 260 Kilometer lange Etappe ab Albi traciert, mit einer Erkundung all dessen, was die Auvergne an Reliefs zu bieten hat, oder fast. Das Peloton nahm das Finale in einem Zustand der Erschöpfung in Angriff, der Antoine Blondin in seiner täglichen Chronik für L’Equipe zu dem Titel „Steht auf, Ihr Toten! Steigt in die Pedale“ inspirierte. Insgesamt verbrachten die Fahrer neun Stunden im Sattel. Hinter dem belgischen Sieger Michel Pollentier haben sich die Favoriten im Schmerz gegenseitig ausgeschaltet, insbesondere für Raymond Poulidor, den eine Bronchitis plagte. Die spektakulärsten Wendungen sollten in dieser Ausgabe allerdings noch folgen, insbesondere als Eddy Merckx gegenüber Bernard Thévenet ins Hintertreffen geriet.

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