Ein dramatischer Sturz zwei Kilometer vor der Ziellinie verhinderte, was sich eigentlich als perfekte Zielankunft zum Abschluss der zweiten Etappe der Tour de France 2007 angekündigt hatte. Zum Ende war nur noch eine Elitegruppe von rund 20 Sprintern übrig, die sich auf die Jagd nach dem Sieg in Gent machte, wobei das ortsansässige Quickstep-Innergetic-Team ganz groß abgesahnt hat: Gert Steegmans wurde Erster, Tom Boonen Zweiter. Es war ein dramatischer Abschluss für einen Tag, der für die Sprintspezialisten gestaltet worden war, mit einem Ende aber, das wohl nur wenige vorausgesagt hätten. _ „Wenn man die Chance hat, einem Teamgefährten ein Geschenk zu machen“, meinte der Zweitplatzierte, „dann greift man einfach zu. _ „Das ganze Jahr über macht er die Arbeit für mich“, unterstrich Boonen dabei. „Ich wollte auf der Ziellinie nicht an ihm vorbeifahren und ihn dieser Ruhmeschance berauben. Das ist ein perfekter Abschluss für unsere Mannschaft.“ _ _ Die 168,5 km lange zweite Etappe der Tour de France – von Dünkirchen ins belgische Gent – begann um 13.25 Uhr. Im Peloton traten 188 Fahrer das Rennen an. Es gab auf der Strecke keine Anstiege, so dass Millar (SDV) sich der Führung in der Bergwertung weiter sicher sein konnte. Drei Zwischensprints boten die Gelegenheit, Punkte für die Wertung um das Grüne Trikot zu gewinnen. Die Sprints lagen bei Km 45 in Boezinge, Km 81,5 in Westende und Km 140,5 in Aarsele. _ _ Sieberg startete den ersten Angriff _ Es gab diesmal keine frühen Ausreißversuche. Der erste Angriff wurde bei Km 18 von Sieberg (MRM) gestartet. Schon bald stießen Perez (EUS) und Hervé (AGR) hinzu. Bei Km 21 hatten sie die Führung auf 45” ausgebaut. Das CSC-Team kontrollierte das Tempo im Hauptfeld, an der ersten Sprintwergung lag der Rückstand bei 2’05“ – die Punkte gingen an Hervé, Perez und Sieberg. Das Stundenmittel lag in der ersten Stunde bei 45,5km/h. Bei der 65 km-Marke erreichte das Trio den maximalen Vorsprung von 5’55”. Beim zweiten Zwischensprint wurden die Punkte von Sieberg, Hervé und Perez gewonnen. Das Peloton lag 4’30” zurück. Das Stundenmittel der zweiten Rennstunde betrug 46,3 km/h. _ _ Papa Kascheschkin _ Währen Andrei Kascheschkin für das Astana-Team bei der Tour mitfuhr, gebar seine Frau in der ersten Stunde der zweiten Etappe ein 3,2 kg schweres Söhnchen namens David. _ _ Die Vorbereitung auf den Sprint… _ Das CSC-Team kontrollierte das Hauptfeld bis zur 100 km-Marke. Bei noch verbleibenden 63 km war der Vorsprung des Führungstrios auf 2’50“ geschrumpft. Dann kam es kurzzeitig zu Regenfällen, die aber nicht so schwer waren und wegen nasser Straßen nicht zu schweren Stürzen führten (obwohl Franck Schleck in Pittem bei Km-Marke 127 zu Fall kam). 45 km vor dem Ziel stießen die Mannschaften von Quick Step und Liquigas zu CSC an die Spitze des Hauptfeldes. Kurz danach zogen zwei Fahrer von Predictor-Lotto und Crédit Agricole das Tempo bei der Führungsarbeit im Peloton an. Perez führte beim Zwischensprint vo Aarsele vor Hervé und Sieberg. Dann öffneten sich bei verbleibenden 25 km die Himmelstore und Regen ergoss sich über das Peloton. Vansummeren (PRL), Tankink (QSI) und Charteau (C.A) übernahmen die Verfolgungsarbeit im Hauptfeld und schraubten den Rückstand auf 2’05” zurück. Systematisch wurde dann vom Peloton die Verfolgung fortgesetzt: 20 km vor dem Ziel - 1’50”; bei 15 km – 1’15”; bei 10 km – 40”; bei 5 km … nur noch 12”. Perez griff bei 5 km noch einmal an, aber es war umsonst. Der Ausreißversuch wurde 2,8 km vor dem Ziel beendet, woraufhin die Mannschaften der Sprinter das Heft in die Hand nahmen. _ _ Massensturz zerstörte so manche Hoffnung _ Bei noch verbleibenden zwei Kilometern zog es scheinbar einem Milram-Fahrer den Fuß aus dem Pedal. Auf dem engen Streckenabschnitt wurde bei seiner Bewegung nach rechts das Rad eines anderen Fahrers erfasst. Bei solchen Geschwindigkeiten gibt es keinen Spielraum mehr für Fehler, und die unausweichliche Folge war ein Sturz, in den um die 10 Fahrer verwickelt wurden. Fabian Cancellara war einer der Gestürzten, sagte aber danach, dass er keine schlimmen Verletzungen davongetragen habe, “zu der Zeit aber, wenn nur noch zwei Kilometer bis zur Ziellinie zurückzulegen sind, hat man aber den Eindruck, dass alles nur noch Schmerz ist.“ _ _ Steegmans & Boonen im Doppelpack! _ Eine nur noch 25 Mann starke Gruppe Auserwählter konnte dem Massaker entgehen, u.a. die meisten der namhaften Sprinter. Das Team Quick Step hatte noch mindestens vier Fahrer in der auf die Ziellinie zurasenden Führungsgruppe dabei. Während die anderen Sprinter sich noch in Positionskämpfe verzettelten, zog Gert Steemans unwiderstehlich nach vorne als Teil dessen, was der Führungszug für Tom Boonen sein sollte. Unsicher, ob es wirklich sein Teamgefährte hinter ihm war, zog Steegmans seinen Sprint bis zur Ziellinie durch und erzielte einen Überraschungssieg, während Boonens zweiter Platz ausreichte, um ihn die Führung in der Punktewertung übernehmen zu lassen. _ Cancellara endete an 72. Position, behielt jedoch die Führung in der Gesamtwertung und wird bei der dritten Etappe erneut das Gelbe Trikot tragen.
Etappenrückblick
9 Juli 2007
- 18:28
Quick Step im Doppelpack: erster und zweiter Platz für Steegmans & Boonen
Tour de France 2007 | Etappe 2 | Dunkerque > Gand

