Für eine Flachetappe ohne kategorisierten Berg passierte doch ziemlich viel. Zu Beginn der überraschende Vorstoß von Mathieu van der Poel und Jonas Rickaert, die zeitweilig über 5 Minuten Vorsprung herausfuhren. Im Feld spielten sich einige Dramen ab: am schwersten die Aufgabe von Joao Almeida. Verschiedene Stürze; am schlimmsten der von Georg Zimmermann, der alles gab, um mit dem Feld ins Ziel zu kommen. Auf den letzten 40 km bei mehreren Richtungswechseln der erwartete Seitenwind, der das Peloton spaltete.
Von der Vienne zum Indre - vom Start weg die erste Attacke. Etwas unerwartet gleich von 2 Fahrern von Alpecin-Deceuninck: Mathieu van der Poel und Jonas Rickaert, der später als kämpferischster Fahrer ausgezeichnet wurde. Ihr erstes Ziel: die Sprintwertung nach 24,2 km in La Belle Indienne. Trotz der Nachführarbeit von LTK und der Favoritenteams wuchs der Vorsprung bis zur Sprintwertung auf 3’40’’. Maximale Punktzahl für van der Poel (20) vor Rickaert (17). Den Sprint des Pelotons gewann Milan (15) vor Girmay (13), Merlier (11), Turgis (9) etc. Noch blieb das Duo mit Tempo vorne; das Feld bald 5’ dahinter. Zu diesem Zeitpunkt trug van der Poel virtuell das Gelbe Trikot. Mehrere Stürze, doch die betroffenen Fahrer konnten das Rennen fortsetzen. Das galt auch für den Deutschen Meister Georg Zimmermann (IWT), den es heftiger erwischt hatte. Gestern Jonas Rutsch, heute Zimmermann, beide iWA; doch Glück im Unglück, konnten sie doch trotz ihrer Verletzungen und Schmerzen wieder aufs Rad steigen. Auch Joao Almeida (UAD) fand wieder Anschluss ans Feld, nachdem es zeitweise nach seiner Aufgabe ausgesehen hatte.
Das von UAD befürchtete Aus für Almeida
Lidl-Trek wurde mittlerweile von Uno-X in der Verfolgung der Ausreißer unterstützt, so dass der Vorsprung unter 5’ sank. SOQ schickte in Person von Maximilian Schachmann Verstärkung. Gleichzeitig verkürzte Zimmermann trotz erkennbarer Schmerzen den Rückstand aufs Feld. Parallel zum tollen Kampf des leidenden deutschen Meisters endete für Almeida rund 80 km vor dem Ziel die Tour. Seine Verletzungen (u.a. eine gebrochene Rippe) vom Sturz am Freitag waren doch zu schwer. Ein großer Verlust für Pogacar und seine Mannschaft. Seitenwind setzte ein und den Fahrern zu und sorgte bei mehr als 60 Sachen für die Bildung einzelne Gruppen. Vorsprung jetzt unter 4’. 64 km vor dem Ziel war Zimmermann der Anschluss zumindest an das Ende des jetzt wieder geschlossenen Feldes gelungen. Inzwischen mehrere Teams an der Spitze des Pelotons nur noch etwas mehr als 3’ hinter den beiden Ausreißern.
Windkante mit Einfluss
Noch 50 km bis „Cavendish City“. Weiter sinkender Vorsprung bald schon unter 2’. Zimmermann kämpfte weiter um Anschluss. Die Favoriten immer öfter vorne. Ebenso die Teams TUD, IPT und JAY. Nach dem Richtungswechsel bei Km 36 Tempoverschärfung im Peloton. Jetzt 1’41’’ hinter der Spitze. Wieder übernahm LTK die Nachführarbeit. Der Seitenwind sorgte erneut für Lücken im Feld. Taktische Spielchen der Favoritenteams. Vingegaard & Co diktierten kurz das Tempo. Dann beruhigte sich die Lage wieder, so dass der Vorsprung zum 1. Feld mit um 50 Mann von 30’’ auf über 1’ wieder anwuchs. Der Abstand zum 2. Feld da schon 3’ - keine Chance mehr zurückzukommen. Zumal der Rückstand weiter anwuchs.
Van der Poel bis 700 m vorne
Noch 7 km. Noch waren die Ausreißer um eine halbe Minute vorne. Rickaert musste van der Poel ziehen lassen. Jetzt jagte das Peloton den ehemaligen Träger des Gelben Trikots. Noch 3 km und nur noch 13’’ Vorsprung. Die Favoritenteams ließen anderen den Vorrang. Am letzten Kilometer noch 5’’. 700 m vor dem Ziel war van der Poel gestellt. Jetzt Bahn frei für die Sprinter. Zum zweiten Mal fing Tim Merlier Jonathan Milan noch auf den letzten Metern ab und konnte auf der „Avenue Cavendish“ jubeln. Platz 3 für Arnaud de Lie (LOT). Phil Bauhaus knapp geschlagen Siebter hinter Girmay. Doch größte Anerkennung für Mathieu van der Poel, der 173,4 km an der Spitze gefahren war. Keine Änderungen bei den Trikotträgern und im Feld der Favoriten. Außer dass die Jagd vor der morgigen schweren Etappe viel Kraft gekostet hatte. Georg Zimmermann kämpfte sich als 153. ins Ziel.