Die zweite und letzte Alpen-Etappe begann mit einer Premiere: wegen einer ansteckenden Rinderkrankheit im Gelände des Col des Saisies musste die Strecke kurzfristig geändert und um gut 35 km verkürzt werden. Es war dennoch eine besonders spannende Etappe. Der 2. Sieg von Arensmann wurde möglich, weil der Träger des Gelben Trikots heute offensichtlich nicht die besten Beine hatte. Die hatte aber erneut und im richtigen Augenblick Florian Lipowitz.
Besondere Umstände sorgten für einen neuen Streckenverlauf der letzten Etappe im Gebirge zwischen Albertville und La Plagne - Olympiastätten im Winter 1992. Innerhalb von wenigen Stunden musste viel umorganisiert werden, um auf der zu Beginn neuen Strecke z.B. für die Sicherheit der Fahrer, des Begleittrosses und des Publikums zu sorgen. Die Verkürzung von ursprünglich 129,9 km auf jetzt 93 km bedeutete eine Stunde Strapazen weniger; erfahrungsgemäß aber auch höheres Tempo.
Platz 1 und 20 Punkte für Sprintstar Jonathan Milan
Der Start vorhersehbar: Sofort übernahm Lidl Trek für Jonathan Milan das Kommando und führte das Feld zum nahen Zwischensprint in Villard-sur-Doron. Wie geplant, so gelungen: Milan siegte vor Girmay (IWA) und Turgis (TEN). Danach fuhr Jonas Abrahamsen (UXM) in hohem Tempo weiter und bildete die Ein-Mann-Ausreißergruppe. Auf den ersten Steigungsmetern zum Col de Pré, Berg der Ehrenkategorie, attackierten u.a. Alaphilippe (TUD), Roglic (RBH), Johannsesen (UXM), Kuss (TVL), Martinez (TBV), der gestern sein Bergtrikot an Pogacar und den heutigen Träger Vingegaard verloren hatte. Gruppe eingeholt und nächster Angriff - besonders engagiert Roglic, der u.a. Martinez mitzog. Den Gipfel überfuhren Martinez (+20 Punkte) vor Roglic und Paret-Peintre (SOQ). Dahinter die Gruppe Campenaerts und weiter zurück das Feld.
Roglics Angriff letztlich umsonst
Nach kurzer Abfahrt über die Barrage de Roselend wieder klettern zum Cormet de Roselend - mit 1.968 m über dem Meeresspiegel 200 m höher als der Pré. 5 anstrengende Kilometer zu diesem Berg der 2. Kategorie. Martinez musste im Finale des Aufstiegs abreißen lassen, kam aber wieder ran und sprintete auf Platz 1 auf der Kuppe (+5 Punkte) vor Paret-Peintre und Roglic. Er kam damit bis auf 8 Punkte an Pogacar ran. Das Feld mit Lipowitz und Onley 45’’ dahinter. In der Abfahrt gab Roglic wieder Gas und konnte die beiden Franzosen abhängen. Im Tal wurde er jedoch vom Feld eingeholt, inzwischen bei Regenwetter. Damit verpuffte auch sein Angriff auf Platz 3. Nachdem auch Vlasov passen musste, war Lipowitz der letzte Fahrer von BHG. Am Hinterrad von Onley. Gall (DAT) hatte erstaunlicherweise noch 2 Helfer in der Spitzengruppe dabei.
Die Entscheidung zugunsten von Lipowitz
Noch 15 km. Im Regen des Aufstiegs nach La Plagne Attacke von Felix Gall und dann von Arensmann. Die Führungsgruppe wurde immer kleiner. Dann ging Pogacar - wie gehabt nur gefolgt von Vingegaard. Lipowitz hielt das Hinterrad von Onley. Wieder griff Arensmann an und fuhr einen Vorsprung von 12’’ heraus. Gall einige Zeit vor der Gruppe um Lipowitz. Kurz darauf ein Septett in der Verfolgung von Arensmann: die ersten 4 der Gesamtwertung plus Gall, Johannessen und Healy. Gleichmäßiger Rhythmus bei Pogacar & Co über 30’’ hinter dem Sieger von Superbagnères. Keine Ablösung für den Mann in Gelb. Unterdessen fiel Roglic immer weiter zurück und büßte sogar Platz 5 ein. Noch 7 km. Test von Pogacar, Vingegaard und Onley direkt, Lipowitz nach kurzem Zögern dabei. Die anderen 3 verloren den Kontakt. Noch 5 km. Vorsprung 25’’. Onley auf einmal mit Problemen, die Lipowitz sofort ausnutzte und angriff. Der Deutsche vor den Superstars 10’’ hinter Arensmann. Der Niederländer holte sich den 2. Etappensieg - vor Vingegaard, Pogacar und dem fast noch ausrutschenden Lipowitz, der seinen 3. Platz und das Weiße Trikot souverän verteidigte. Roglic verlor seinen 5. Platz und ist jetzt 8. Alles andere wie gehabt.
