Nach der gestrigen erneuten Machtdemonstration des großen Tour-Favoriten Tadej Pogacar beim finalen Anstieg nach Hautacam scheint die Frage nach dem Gesamtsieger 2025 schon beantwortet. Aber noch stehen 5 Hochgebirge-Etappen auf dem Menüplan der diesjährigen Tour de France. Und heute bereits die nächste gefährliche Herausforderung bei einer an Prologe erinnernden kurzen Distanz: ein Bergzeitfahren über 10,9 km!
Ein Bergzeitfahren von Loudenvielle hinauf zum Flugplatz von Peyragudes. Zwei mythische Stationen, die schon mehrfach Start- oder Zielort der Tour waren. Im vorigen Jahr startete die 15. Etappe am französischen Nationalfeiertag in Loudenvielle und führte über knapp 200 km zum Plateau de Beille. Wie gestern stürmte Pogacar unaufhaltsam zum Gesamtsieg, den er wegen der Olympischen Spiele in Nizza feierte. Doch diese knapp elf Kilometer haben es in sich und könnten im Falle einer falschen Renntaktik zum Desaster führen. Die ersten beiden flachen Kilometer und die noch gemäßigten Steigungen auf den nächsten Kilometern könnten zum Überpacen verleiten. Und da könnten entscheidende Körner im Finale mit bis zur 16 %-Steigung fehlen und trotz der kurzen Etappe noch zu größeren Rückständen führen. Die Schlussrampe dürfte jedenfalls nur echten Bergspezialisten helfen, in der Gesamtwertung trotz der Kürze der Distanz Plätze gut zu machen. Die erste Zwischenzeit wird nach 4 km in Escadaoux in 1.038 m Höhe genommen. Die zweite Zeitnahme bei Kilometer 7,6 in Loudervielle leitet den brutalen Schlussanstieg ein, der wie auf einer Skisprungchance steil nach oben führt.
Von 007 zu 008
Kinofans unter den Zuschauern dürfte das Finale auf dem Flugplatz von Peyragudes möglicherweise als Schauplatz des James Bond-Films „Der Morgen stirbt nie“ bekannt sein. Die Eröffnungssequenz entstand nämlich 1997 genau dort. Vom Weltretter 007 (in dieser Folge von Pierce Brosnan gespielt) zum Tourminator 008 (es war gestern Tadej Pogacars achter Etappensieg in den Pyrenäen) - wenn das keine Portion Extra-Spannung verspricht. Zumal Red Bull-Bora-hansgrohe nach der gestrigen starken Vorstellung des neuen Gesamtvierten Florian Lipowitz hinter den großen Zwei die Devise „Wir wollen aufs Podium“ ausgegeben hat. Anders als beim ersten Kampf gegen die Uhr dürften reine Zeitfahrspezialisten gegenüber den Bergspezialisten nicht im Vorteil sein. Ob Remco Evenepoel also gestern velorene Zeit aufholen kann, ist alles andere als sicher. Sollte Tadej Pogacar heute erneut gewinnen, wird er sich einen neuen Kleiderschrank für all die Trikots anschaffen müssen.