Ein Wochenende in den Bergen

Bei der Tour de France hatten früher häufig Allrounder mit guten Kletterqualitäten die Nase vorn. Derzeit beweisen die drei Führenden in der Gesamtwertung, dass sie vor allem herausragende Bergspezialisten sind, die auch im übrigen Terrain gut zurechtkommen. Gestern sorgte bei der Bergankunft wieder der explosive Antritt Pogacars für den Unterschied; der aber zu spät kam, um Vingegaard aus dem Gelben Trikot zu fahren. Heute sind beim Alpen-Auftakt zwischen Annemasse und Morzine fünf Berge zu bezwingen. Wesentlicher Unterschied zu gestern: Nach dem letzten Berg geht es noch 12 knifflige Kilometer bergab zum Ziel.

Nairo Quintana
Nairo Quintana © Pressesports/Frédéric Mons
© OT Morzine/Sam Ingles

Die 14. Etappe, die mit 151,8 Kilometern wieder relativ kurz ist, bietet mit ihren fünf Gebirgspässen kaum Erholungsphasen. Los geht die Tortour mit dem Col de Saxel, 3. Kategorie, nach 18 km, sozusagen zur Einstimmung 4,2 km à 4,6 %. Danach wird es anstrengender, denn es folgen drei Berge der 1. Kategorie. Nach 35 km der Col de Cou, 7 km à 7,4 %. Weitere 17 km später heißt es zum Col du Feu wieder klettern; diesmal 5,8 km à 7,8  %. Nach dem dritten Berg Sprintwertung am Col de Jambaz. Wäre das nicht, wie der Name schon sagt, eigentlich der vierte Berg. Denn bei Kilometer 65,5 werden auf über tausend Meter um Punkte und Prämie gespurtet. Erst danach führt der Kurs abwärts. Um kurz darauf bereits wieder anzusteigen. Denn 50 km vor dem Ziel steht der Col de la Ramaz im Weg: 13,9 km à 7,1% - ein ordentlicher Brocken und wie die Berge zuvor recht steil. 

Finale am Joux Plane

Als wäre das nicht strapaziös genug folgt mit dem Col de Joux Plane der absolute Höhepunkt der heutigen Kletterpartie: 11,6 km à 8,5 % mit Passagen über 10 % - zurecht ein Berg der Ehrenkategorie, Zur Bewältigung der Kombination der beiden letzten Erhebungen Ramaz und Joux Plane müssen die Fahrer die letzten Kräfte mobilisieren, wenn sie ein Wort um den Sieg mitreden wollen. Denn ist gibt auf den letzten Kilometern zum Gipfel keine Atempausen. Insgesamt stehen 4.200 Höhenmetern auf dem Streckenplan. Doch oben ist immer noch nicht Schluss. Denn von da gilt die volle Konzentration der technisch anspruchsvollen und schnellen Abfahrt zum Ziel in Morzine. Sie wird dem einen Flügel verleihen und dem anderen Furcht einflößen. Ion Izagirre, der Gewinner in Belleville-en-Beaujolais, konnte hier 2016 als Etappensieger jubeln. 

Vielleicht erneute Chance für Ausreißer 

Wer sich gestern nicht total verausgabt hat und sowohl im Mittel- als auch im Hochgebirge gut klar kommt, darf sich am Fuß des Joux Plane Hoffnung auf den Sieg machen. Eher wieder ein Terrain für Ausreißer, die schon früh attackieren müssen, um alle hohen Berge vorne zu überwinden. Simon Geschke sollte die Freiheit bekommen, bei einer Fluchtgruppe mitzugehen. Vielleicht hat Bora einen Plan mit Emanuel Buchmann. Aber keiner sollte übersehen, dass es morgen wieder extrem anstrengend wird, sogar mit einer erneuten Bergankunft, bevor der zweite Ruhetag folgt. 

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