Die letzte echte Auseinandersetzung vor allem für die ersten Zehn der Gesamtwertung der Tour de France 2022! Ein 41 km langes Zeitfahren auf einem welligen nicht allzu schweren Terrain mit einem vor allem für übereifrige Fahrer nicht ungefährlichen Finale nach Rocamadour.
Der Kurs ist nur vermeintlich leicht. Selbst Jonas Vingegaard darf ihn trotz seines großen Vorsprungs nicht unterschätzen. Es sei an das Zeitfahren 2020 hinauf nach La Planche des Belles Filles erinnert, als Primoz Roglic bereits wie der sichere Sieger aussah und einen fürchterlichen Einbruch im abschließenden Zeitfahren erleben musste und von Tadej Pogacar versenkt wurde. Geschichten können sich wiederholen. Zumal der zweifache Tour-Sieger nicht aufgeben wird. In Cahors versprach er gestern Abend: „Ich werde alles geben.“ Und den Etappensieg trauen ihm nicht wenige Experten zu. Um den souverän in Führung liegenden Dänen entscheidend anzugreifen, ist das Profil des heutigen Zeitfahrens jedoch nicht schwer genug und nicht mit dem von vor zwei Jahren vergleichbar.
Durchschnittsgeschwindigkeit nahe 50 Sachen
Vom Start in 389 m Höhe sind die ersten 30 Kilometern auf einem welligen, leicht abwärts führenden, kurvenreichen Gelände zurückzulegen. Das spricht für einen sehr schnellen Beginn und insgesamt für eine Durchschnittsgeschwindigkeit nahe 50 km/h. Allerdings dürfen sich die Fahrer nicht vom ersten schnellen Teil zu einem frühen „All In“ verleiten lassen und überziehen. Denn wie so oft kommt das dicke Ende noch. Auf den letzten Kilometern müssen die Fahrer zwei giftige Anstiege überwinden: die Côte de Magès, 1,6 km à 4,7 % fünf Kilometer vor dem Ziel und nach einer schnellen, technisch nicht einfachen Abfahrt mit engen Kurven die Côte de l’Hospitalet mit einer durchschnittlichen Steigung von acht Prozent auf 1,5 km hinauf zum mittelalterlichen Kern von Rocamadour. Wer vorher zu viel Körner verschossen hat, wird hier echte Probleme bekommen.
Kurs für die Spezialisten oder doch die Klassementfahrer
Chancen haben diejenigen Fahrer, die auch mental die nötige Frische haben, um sich das Zeitfahren sinnvoll einzuteilen. Deshalb ist der Ausgang völlig offen. Filippo Ganna, die beiden Schweizer Küng und Bissegger und Wout van Aert sind neben den beiden Giganten der diesjährigen Tour, Vingegaard und Pogacar, zu nennen. Und warum sollte nicht Alexander Vlasov für eine Überraschung sorgen und noch einige Plätze in der Gesamtwertung gut machen?