Drei Berge der höchsten Kategorie: legendär und spektakulär und des französischen Nationalfeiertages würdig. Und möglicherweise eine Wiederholung des gestrigen Radsportfestes. Denn mit Start in Briançon müssen die 159 verbliebenen Fahrer eine Kette von brutalen Anstiegen bis hinauf über 21 Kehren nach Alpe d’Huez zurücklegen. Nach dem überraschenden Einbruch im Finale der gestrigen Etappe zum selten auf dem Streckenplan stehenden Col du Granon des großen Favoriten und bis dahin souverän in Gelb führenden Tadej Pogacar sind alle Augen darauf gerichtet, wie die Favoriten diese schwere Etappe überstanden haben.
Viel wird davon abhängen, ob Tadej Pogacar nur einen vorübergehenden Schwächeanfall in der Hitze des Gefechts hatte. Seine Hoffnung auf ihm sympathischeren Regen wird er nicht erfüllt sehen. Wieder ist von hochsommerlichen Temperaturen auszugehen. Pogacar wird erst einmal froh sein, die schwere Bürde und den Druck, das Gelbe Trikot verteidigen zu müssen, los ist. Vermutlich wird er spätestens in den Pyrenäen in der dritten Tour-Woche zum Gegenangriff übergehen. Das Rennen ist mit den drei Bergen der höchsten Kategorie jedenfalls schwer zu kontrollieren. Wenn schon beim ersten Hors Catégorie-Berg, dem erneut zu bezwingenden Col du Galibier von den Favoriten attackiert wird, kann es sein, dass beim Schlussanstieg in Alpe d’Huez nur noch eine kleine Gruppe um den Sieg fährt.
Drei Mal HC
Gestartet wird in Briançon. Schon nach 12 km wartet in Le-Monetier-les-Bains die Sprintwertung - ein Festschmaus für die schnellen Männer. Oder hat die Konkurrenz im Kampf ums Grüne Trikot gegen den übermächtig scheinenden Wout van Aert bereits kapituliert und überläßsst ihm erneut die maximale Punktzahl? Weiter bergauf folgt das Wiedersehen mit dem Galibier, jetzt von der anderen Seite. 23 km à 5,1%. Da werden sich die ersten Fahrer schon ins Gruppetto zurückgezogen haben. Bei der Abfahrt gibt es auch ein Wiedersehen mit dem Col du Télégraphe. „Wiedersehen macht Freude“ - dieser Spruch wird für die Fahrer wie Hohn klingen. Denn aus dem Tal heraus muss wieder lange und steil stufenförmig geklettert werden zum Col de la Croix de Fer: 29 km mit im Schnitt 5,2 % und mit Rampen bis zu 10 %. Ein Wiedersehen auch für die Teilnehmer des Dauphiné Liberé am 11. Juni. Doch das Schwerste kommt noch mit der Kletterpartie nach Alpe d’Huez. Insgesamt sind 4.750 Höhenmeter zu bewältigen, Rekord für die diesjährige Tour. Gerade die Abfolge Croix de Fer und Alpe d'Huez wird für Abstände zwischen den Fahrern sorgen. Für Simon Geschke wird es eine ganz große Herausforderung, das Bergtrikot zu verteidigen.
Spektakel am Nationalfeiertag
Und das Alles spielt sich wieder im grandiosen Alpen-Panorama ab vor Zigtausenden Fans. Denn am Nationalfeiertag werden die Menschen in Scharen zur Strecke und besonders zu den berühmt-berüchtigten Kurven des „Bergs der Holländer“ pilgern. Spektakel garantiert!