Heute und morgen sollte die endgültige Entscheidung über den diesjährigen Sieger der Tour de France fallen. Und über den Träger des Bergtrikots. Drei Berge der Ehrenkategorie, davon zwei zum Ziel der beiden Etappen, bieten die letzten Chancen, den mit über fünf Minuten Vorsprung in der Gesamtwertung führenden Tadej Pogacar in den Bergen in Verlegenheit zu bringen. Selbst wenn er souverän bleibt, verspricht der Kampf um die Podiumsplätze und die Bergwertung Hochspannung.
Dass die Königsetappe ausgerechnet am Nationalfeiertag ausgetragen wird, gibt dem Streckenabschnitt aus Sicht der französischen Profis besondere Würze. Dass die Favoriten sich auf der gestrigen Etappe weitgehend geschont haben, darf man durchaus als Respekt-Bezeugung vor heute und morgen verstehen.
178,4 vor allem im letzten Drittel gebirgige Kilometer sind zu absolvieren. Der Start in Muret und die ersten 110 km werden erneut Ausreißer animieren, den Favoriten ein Schnippchen zu schlagen. Lässt das Feld eine Gruppe so wie gestern über zehn Minuten Vorsprung herausfahren, werden die Hasardeure alles daransetzen, ein wenig davon ins Ziel zu retten - zumindest so lange Widerstand zu leisten, wie es geht. Auch die Sprintwertung nach 113 km in Bagnères-De-Luchon, häufiger Etappenort der Tour, sollten die schnellen Männer noch mit dem Hauptfeld erreichen können. Ab dann heißt es jedoch für sie auf die Zähne beißen, um nicht aus dem Zeitlimit zu fallen.
Die drei aufeinanderfolgenden Pässe sind Hindernisse, die alle Fahrer an ihre Grenzen bringen werden: der Col de Peyresourde (1. Kategorie) in 1.569 m Höhe, 13,2 km à 7 Prozent durchschnittlicher Steigung. Kurvige Abfahrt bei hoffentlich trockenen Straßen und wieder hinauf zum Col de Val Louron-Azet, ebenfalls 1. Kategorie und eine Kletterpartie über 7,4 km à 8,3 %. Von da abwärts nach Saint-Lary-Soulan und der finale, besonders schwere Anstieg zum Col de Portet: 16 km, steil und erbarmungslos mit im Schnitt 8,7 Prozent. Ideales Profil für eine oder mehrere Attacken, liegt doch das Ziel in 2.215 m Höhe, was zu einem atemlosen Finale führen kann. Diesmal gibt es keine Gelegenheit mehr, einen Rückstand in der Abfahrt auf der Suche nach der verlorenen Zeit aufzuholen. Ein brutales Finale für die Fahrer, die bereits 16 schwere Etappen bei Wind und Wetter in den Beinen haben. Und was heute nicht gelingt - morgen ist auch noch ein Tag im Hochgebirge mit einem ähnlich kraftraubenden Finale.