Waren die kurzen Antritte von Pogacar und Lopez beim Finale in Villard-De-Lans ein Vorgeschmack auf die heutige Königsetappe von Grenoble über 168 km nach Meribel? Zweimal höchste Kategorie HC mit der Überquerung des Col de la Madeleine in 2.000 m Höhe und der Bergankunft in Meribel Col de la Loze in 2.304 m Höhe.
Eine Premiere bei der Tour wird der Schlussanstieg sein und ein spektakuläres Finale versprechen. Gerade diese Neuentdeckung könnte mit den engen Straßen, die erst seit Mai offen und für Autos verboten sind, entscheidende Abstände mit sich bringen und das Klassement durcheinander wirbeln. Das Besondere ist nicht die Länge der Bergauffahrt von 21,5 km vom Fuß in Brides-les-Bains nach 148,5 km des Kurses nach Meribel, nicht die Prozente von 7,8 Prozent im Schnitt sondern das Profil der letzten 6 km, wenn die Straße die Skistation hinter sich läßt, auf dem neuen Höhenweg mit Passagen von mehr als 20 % - ein phänomenales Terrain, nach Meinung von Christian Prudhomme wird es gar „höllisch“.
Bevor zum Dach der Tour 2020 gestrampelt werden muss, etwa 88 km einrollen. Nicht für die Sprinter, die schon nach 45 km gefordert sind, um entscheidende Punkte bei der Sprintwertung in La Rochette nicht zu verpassen. Dann beginnt die brutale Kletterpartie zum Col de la Madeleine über eine andere, als die üblicherweise genutzte Straße: „extrem steil und viel schmalere Straßen." 17,1 steile Kilometer mit bereits auf dem ersten Teil Passagen über 10 %. Da werden die Sprinter erneut Probleme bekommen, das Zeitlimit nicht zu verpassen. Denn anders als gestern werden die Favoriten hier den ersten Schlagabtausch suchen, bevor es nach einer Abfahrt von 25 km zum „gigantischen Finale“ (Thouvenou) kommt. Wo auch das Souvenir Henri Desgranges gefeiert wird. Auf den letzten Kilometern dürfte es für Ewan, Bennett & Co eng werden, noch innerhalb der Karenzzeit anzukommen. Auch das Bergtrikot ist erneut in Gefahr. Entscheidende Hinweise bei der Auswahl der Strecke der 17. Etappe gab kein geringerer als der fünffache Tour de France-Sieger Bernard Hinault. Ob die Fahrer ihm dafür dankbar sind, darf bezweifelt werden.