Die Tour 2018 geht in die entscheidende Phase

Etappen nach dem Ruhetag sind niemals einfach. Aber von wegen Ruhetag. Ein Tag ohne Rennen ist gerne auch ein Tag voller Diskussionen.

André Greipel und Marcel Sieberg werden ihr Team am Ende der Saison verlassen, Gerüchte über Marcel Kittel und Tony Martin kursieren. Bei Team Sky muss man sehen, ob der Frieden bei der aktuellen Positionsverteilung - 1. Geraint Thomas, 2. Christopher Froome - hält. Am Abend der Etappe nach Carcassonne gab es zudem zwei weitere Ausfälle (Nr. 25 und 26) zu beklagen: Serge Pauwels (Dimension Data) musste das Rennen nach seinem Sturz auf den letzten Metern mit gebrochenem Ellenbogen aufgeben. Und nach einem Videobeweis wurde Gianni Moscron (Team Sky) von der Jury ausgeschlossen. Die sportlichen Leiter der französischen Teams fragen sich - zumal nach dem Doppelschlag von Astana am Wochenende -, wieso bei dieser Tour noch keine Mannschaft einen Sieg erringen konnte.

Entscheidende Runde im Kampf um Gelb

Vermutlich folgten die verbliebenen 150 Fahrer dem Beispiel von Nikias Arndt (Sunweb), der es am Sonntag in die Ausreißergruppe geschafft hatte, und für den Ruhetag folgenden Plan hatte: „Ruhetag genießen, ein wenig das Rennen auswerten und irgendwo gemütlich einen Kaffee trinken und ein Stück Kuchen essen.“ Denn mit dem Start zur 16. Etappe in Carcassonne beginnen vier zum Teil hammerharte Tage in den Pyrenäen. Die Schinderei geht in ihre entscheidende Phase. Und die Konkurrenz von Team Sky glaubt noch an ihre Chance. Tom Dumoulin, derzeitiger Dritter, will ebenso angreifen wie der Vorjahrsdritte Romain Bardet, der gewöhnlich in der letzten Tour-Woche am stärksten ist. Und Rafal Majka ließ Richtung Carcassonne seine ansteigende Form erkennen.

Zweitlängste Etappe der Tour 2018

Von Carcassonne bis Bagnères-de-Luchon sind 218 Kilometer zu bewältigen - die zweitlängste Etappe der 105. Tour. Obwohl es von Kilometer 0 an nur bergauf geht, stellt die erste Hälfte der Strecke noch keine großen Anforderungen an die nach zwei harten Wochen bereits ermüdeten Fahrer. Vor der Sprintwertung in Saint-Girons (km 124) sind zwei Berge der 4. Kategorie zu überwinden. Aber dann geht es Schlag auf Schlag mit dem Col de Portet-d’Aspet (2. Kategorie, 5,4 km à 7,1 %), kurz darauf dem Col de Menté (1. Kategorie, 6,9 km à 8,1 %) und nach einigen Kilometern in Spanien dem Col du Portillon (1. Kategorie, 8,3 km à 7,1 %). Erst danach geht es zehn Kilometer äußerst kurvenreich und technisch anspruchsvoll bergab zum Ziel in Bagnères-de-Luchon. Wieder ein Terrain, das Ausreißer favorisiert. Aber zudem den Favoriten in der Gesamtwertung höchste Aufmerksamkeit abverlangt, wenn beim letzten Berg Attacken aus dem Kreis der Klassementfahrer gefahren werden. Wenn auch Team Sky die Tour dominiert, so kämpfen doch noch einige Mannschaften mit ihren Kapitänen um bessere Plätze in den Top Ten. Viel wird davon abhängen, ob die Fahrer die Rhythmus-Unterbrechung durch den zweiten Ruhetag gut verkraftet bzw. gut genutzt haben. Um den Akku aufzuladen oder um die Wunden zu lecken und mit neuem Schwung beim Pyrenäen-Auftakt an den Start zu gehen.

    

© Stéphanie Hernu

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