Es war ein großer Tag. Es sollte ein Spektakel werden, und es wurde eines. Ich wusste nicht genau, ob ich mich schon am Col de la Madeleine absetzen oder lieber ein bisschen warten sollte. Wir haben mit Christophe Kern gesprochen, und er hat mir geholfen, zur Spitzengruppe aufzuschließen und hat dann am Anstieg zum Col de la Croix de Fer und zum Col du Mollard die Führungsarbeit übernommen. Ich habe ihm gesagt, dass er zu schnell fahre, doch er antwortete: ‚Sei still und vertrau‘ mir, du wirst die Etappe gewinnen.‘
Von dieser Etappe träume ich bereits seit sechs Monaten. Für mich ist es die Königsetappe, weil es die schwierigste ist und weil sie durch die Alpen geht. Die Alpen sind mein Zuhause. Dieser Sieg ist ganz anders als der im letzten Jahr, denn als ich in der Ausreißergruppe war, musste ich Verantwortung übernehmen und stand plötzlich im Fokus. Im letzten Jahr konnte ich die anderen überraschen und Sanchez und Contador düpieren. Auch wenn die beiden Etappen auf dem Papier gleich erscheinen, war der Sieg doch anders. Beide haben für mich daher einen anderen Geschmack.
Seit der Vorstellung der Tour wussten wir, dass die Strecke nicht für mich gemacht ist, was das Gesamtklassement betrifft. Und doch haben wir beschlossen, dieses Ziel zu verfolgen, weil ich weiß, dass man nicht innerhalb eines Jahres zum Toursieger wird. Um aufs Podium zu kommen, muss man drei Wochen lang dauerhaft und konstant in Topform sein. Das ist etwas ganz anderes, als es auf den Etappensieg anzulegen und sich auch einige ruhigere Tage zwischendurch zu gönnen. Und genau das möchte ich über mehrere Jahre hinweg lernen.
Interview
12 Juli 2012
- 19:30
Pierre Rolland: Die Alpen sind mein Zuhause

