Teil 1 der Pyrenäen-Trilogie: Die erste der sechs Hochgebirgs-Etappen - drei in den Pyrenäen und drei in den Alpen - startet heute in Auch im Département Gers in der Region Okzitanien und führt hoch hinauf zum Ziel ins Skigebiet von Hautacam. 180,6 km erstmals mit einem Berg der 1. Kategorie und einer ersten Ankunft über tausend Meter auf einem Berg der Ehrenkategorie. Schwer für alle und besonders für die Sprinter, die sich immerhin mit den nur welligen ersten gut 100 Kilometern trösten können.
Von Auch führt der Kurs in südwestlicher Richtung vorbei an Tarbes durch die Pyrenäen. Die Côte de Labatmale (1,3 km à 6,3%, 4. Kategorie) könnte nach 91 km als erster Formtest dienen. Zu diesem Zeitpunkt sollten die Sprinter noch vorne dabei sein, um vier Kilometer später in Bénéjacq die Sprintwertung unter sich auszumachen. Doch die Wundertüte Tour de France hat gestern erst wieder gezeigt, dass Vorhersagen selten zutreffen. Sicher ist allerdings, dass die letzten 50 km alle Fahrer vor große Probleme stellen werden. Den Auftakt macht der Col du Soulor, Berg der 1. Kategorie. Rund 12 km müssen die Profis mit im Schnitt 7,3 Höhenprozenten klettern. Es geht gleich mit knapp 10 % los. Im Mittelteil wächst der Anstieg auf 10,5 % und kurz vor dem Gipfel liegt er bei um die 9 %. Nach einer kurzen Abfahrt schon der nächste Anstieg zum Col de Bordères, Berg der 2. Kategorie, 3,1 km mit im Schnitt 7,7 % Steigung.
Die Entscheidung fällt in Hautacam
Jetzt geht es erst einmal bergab. Über Argelès-Gazost führt die Strecke hinunter ins Valle d’Arrens. Letzte Chance für abgehängte Fahrer noch einmal zur Spitze aufzuschließen, ehe in Ayros-Arbouix das Kraxeln beginn. Seit 1994 gehört Hautacam zur Tour und ist mittlerweile zum Klassiker avanciert. 2022 brachte dieser Schlussanstieg die Vorentscheidung im Kampf ums Gelbe Trikot zugunsten von Jonas Vingegaard. Ein ziemlich sanfter Beginn auf den ersten Kilometern mit bis zu 6 Prozent. Doch ab der Hälfte und je höher es geht, um so anstrengender wird es mit mehreren Kilometern jenseits der 9 %. Spätestens hier sollte die Auseinandersetzung der Favoriten beginnen.
Angriffe zu erwarten
Und jetzt wird sich auch zeigen, ob der gestrige Sturz Spuren bei Tadej Pogacar hinterlassen hat. Auf jeden Fall wird ihm gerade im Schlussanstieg sein Leutnant Joao Almeida fehlen, wenn Vingegaard, Evenepoel, Roglic & Co. angreifen. Adam Yates wird nun aus der Deckung kommen müssen. Für Ben Healy wird es sicher schwer, das Gelbe Trikot zu verteidigen. "Ich bin optimistisch und werde es versuchen", so der Ire gestern im Ziel. Lenny Martinez wird seinrseits alle Körner mobilisieren, um sein Bergtrikot auch am Abend noch tragen zu können. Aus deutscher Sicht ist besonders das Abschneiden von Florian Lipowitz von großem Interesse. "Ich glaube, er weiß selber nicht, wie stark er ist", sagte Jan Ulrich vor kurzem in der ARD. Heute Abend wird man schon eher wissen, ob Red Bull-Bora-hansgrohe dem Ziel Podium ein Stück näher gekommen ist. Denn in der Gesamtwertung wird sich heute einiges ändern, wenn aus Sekunden Minuten werden.