Zum Auftakt der Tour de France 2025 in Lille richten sich die Augen der Radsportwelt weniger auf die Favoriten für die Gesamtwertung als vielmehr auf die versammelte Sprint-Elite.
„Wer kann Tadej Pogacar, dem übermächtigen Favoriten auf den Tour-Sieg 2025, Paroli bieten?“ So lautete die meist gestellte Frage vor dem Start der 112. Auflage der Tour de France. Nach dem ersten Kräftemessen der Topstars beim Critérium du Dauphiné im Juni, das Pogacar klar vor Vingegaard und dem Überraschungsdritten Lipowitz für sich entschied, zweifeln weder Fans noch Experten am erneuten Gesamtsieg des Slowenen.
2025 bleibt die Tour in Frankreich
Und dabei wird es mit einem weiteren Team aus der zweiten Liga vermutlich mehr Gedränge als in den Vorjahren geben. Wenn Christian Prudhomme in der nordfranzösischen Metropole Lille die Startflagge senkt, machen sich 184 Fahrer auf die dreiwöchige Reise vom äußersten Norden unseres Nachbarlandes über das Zentralmassiv, die Pyrenäen und die Alpen bis nach Paris. Und damit nach drei Starts im Ausland erstmals wieder im Mutterland der Tour.
3 Punkte fürs Bergtrikot
Seit ihrer Gründung 1903 erfolgt der Start zum fünften Mal in Lille - in unmittelbarer Nachbarschaft zu Roubaix und Belgien. Die Strecke führt über rund 185 km mit einer langen Schleife rund um die nordfranzösische Großstadt. Und bietet optimale Voraussetzungen für die schnellsten Männer im Peloton. Daran werden auch die drei Anstiege der vierten Kategorie - je ein Punkt in der Bergwertung - in der Provinz Artois nichts ändern. Immerhin wird hier der erste Träger des Bergtrikots bei dieser Tour ermittelt.
Nach etwa der Hälfte der Strecke fordert die erste Sprintwertung die Schnellsten im Peloton heraus: nach 87,5 km im Stadtviertel La Motte-aux-Bois in Morbecque. Bei mehreren Richtungswechseln - nach Süden, nach Norden und wieder nach Süden - könnten zudem Seitenwinde den Rennverlauf beeinflussen.
Der Sieger erhält Gelb
Der Parcours spricht klar dafür, dass die Sprinter - anders als im Vorjahr beim Überraschungserfolg von Allrounder Romain Bardet bei seiner letzten Tour - den Etappensieger unter sich ausmachen. Die Ziellinie in Lille verläuft unterhalb der Zitadelle am Ende einer vollkommen flachen, breiten und einen Kilometer langen Geraden. Ackermann oder Bauhaus, Merlier oder Milan, Philipsen oder Groenewegen, Girmay oder Demare, Van Poppel oder De Lie - wer wird sein Rad als Erster über den Zielstrich powern? Oder kann Niklas Märkl als Nachfolger des deutschen Tour-Rekordhalters Marcel Kittel - Sieger in Lille 2014 - für eine Überraschung sorgen? Bei der Klasse der Protagonisten ist ein Wimpernschlagfinale jedenfalls wahrscheinlich.