Wer öffnet die Pforten zur Sonne?

Das Kopf-an-Kopf-Rennen geht weiter und das gleich zweimal: Um Platz 1 und um Platz 3! Gestern entschied eine Sekunde: die erntete der Mann in Gelb und liegt damit jetzt 10 Sekunden vor seinem ärgsten Widersacher im Weißen Trikot. Und eine Sekunde trennt nach seinem gestrigen Sieg den neuen Dritten vom bisherigen. Also ist auf der 15. Etappe in den Savoyer Alpen weiter für extreme Spannung gesorgt. Zumal das Ziel heute auf dem Berg und nicht nach einer Abfahrt im Tal liegt.

Gestartet wird in Les Gets unweit des gestrigen Ziels in Morzine. Auch dieser Ort trägt den Beinamen „Les Portes du Soleil“ - die Pforten zur Sonne. Wem sie heute scheint, werden wir nach 179 km wissen, die vor allem in der zweiten Hälfte bis zum Ziel in Saint-Gervais Mont-Blanc große Schwierigkeiten bereit hält. Die ersten 75 km animieren vor allem Ausreißer, die sich von den gestrigen Strapazen gut erholt haben. Zumal alle Fluchtaktivitäten von den Teams der Favoriten zunichte gemacht wurden. Die Etappe zum Joux Plane sorgte aber auch für ordentliche Abstände und zuvor für folgenschwere Stürze. Deshalb dürften viele Fahrer bestrebt sein, vor den fünf Bergen - einmal 3., einmal 2. und dreimal 1. Kategorie - in der zweiten Hälfte ein Polster herauszufahren, wenn sie beim Schlussanstieg noch vorne dabei sein wollen. Und weil nach der Etappe der zweite Ruhetag folgt.

Steigungen mit bis zu 17 Prozent

Dabei ist der Auftakt nicht etwa flach sondern mit einigen nicht kategorisierten Anstiegen bis zur Sprintwertung in Bluffy in der Nähe des reizvollen Annecy-Sees schon sehr anspruchsvoll. Nach 72 km wird es richtig anstrengend. Denn die Strecke führt steil bergauf zum Col de la Forclaz de Montmin - „7,2 km mit einer durchschnittlichen Steigung von 7,3 % und einem wirklich harten Abschnitt auf den letzten drei Kilometern, wo es eine endlose Rampe mit fast 10 % gibt“, wie der aus der Region stammende Profi Aurélien Paret-Peintre weiß. Und nicht genug damit: Die klassische Kombination von Col de la Croix Fry mit 11,3 km à 7 % und dem etwas leichteren Col des Aravis knapp 9 km weiter werden für weiteren Stress im Fahrerlager sorgen. Das dicke Ende kommt aber erst noch. Zuerst müssen die Fahrer auf die Côte des Amerands kraxeln -  2,7 km mit 11,1 % durchschnittlicher Steigung und Passagen mit knapp 17 %. Auf diesem Berg der 2. Kategorie sind die Fahrer bereits 170 km unterwegs. Der finale Bergaufgalopp nach Saint-Gervais Mont-Blanc muss die Entscheidung bringen: 7,7 km à 7,7 % im Schnitt bis Le Bettex, wo die Ziellinie liegt. Auch wenn keiner der Berge über 1.500 m liegt, müssen die Fahrer über 4.400 Höhenmeter auf dem kurvenreichen Terrain der Haute-Savoie bewältigen. 

Die größten Chancen werden die Fahrer haben, die sich am besten von den enormen gestrigen Strapazen erholt haben. Noch einmal Vollgas vor dem Ruhetag und dem Zeitfahren am Dienstag für die Teams, die etwas zu gewinnen oder zu verlieren haben. Die diesjährige Tour de France ist an Spannung kaum zu toppen.

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