Kämna verpasst Gelb bei Sieg von Magnus Cort

Tour de France 2022 | Etappe 10 | Morzine Les Portes du Soleil > Megève

Die Etappe lebte von der Spannung auf gleich mehreren Feldern: Zunächst wegen der Frage, wer in Megève als Sieger ankommt? Aber zwischenzeitlich auch wegen der Frage, kann Pogacar Gelb behalten oder muss er es an Kämna, den viele Experten als Favoriten dieses Abschnitts auf dem Zettel halten, abgeben? Am Ende verließen Kämna die Kräfte, so dass er die entscheidende Sekunden einbüßte. Dennoch Lob für eine erneut starke Leistung. Dieses Lob gebührt ebenso Georg Zimmermann, der mit den Besten als Sechster in Megève ankam. Das Fotofinish musste zwischen Schultz und Cort entscheiden. Und der Däne war einmal mehr der Glücklichere.

Highlights - Stage 10 - #TDF2022

Beim Start der zweiten Tour-Woche in Morzine fehlten vier Fahrer: O’Connor, der Vorjahrsvierte, und Vuillermoz wegen Verletzung, Durbridge und Bennett Covid-positiv getestet.  Obwohl am Sonntagabend noch alle Tests negativ ausgegangen waren. Mit Bennett verlor Pogacar den zweiten Fahrer seines Teams wegen Corona. 

Kämna und Zimmermann in der Ausreißergruppe

Wegen einiger Defekte in der neutralen Startzone begann die Etappe in Morzine für 161 Fahrer vier Minuten später als geplant. Dann wie gewohnt erste Ausreißversuche. Lange erfolglos. Im Anstieg auf den ersten Berg, die Côte de Chevenoz (4. Kategorie) schien ein Duo wegzukommen. Doch den einen Punkt auf dem Gipfel eroberte Latour aus dem wieder geschlossenen Feld heraus. Bei Geschwindigkeiten über 50 km/h weitere Attacken. Wenige Kilometer später schaffte ein Quartett sich zu lösen: Sanchez, Gilbert, Van Baarle und Rolland. Acht Fahrer beschleunigten und kamen an die Spitze heran. Erst nach 64 km hatte sich bergauf zum Col de Jambaz (3. Kategorie) eine 25 Mann starke Gruppe gebildet. Mit dabei Kämna (Bora-hasgrohe) und Zimmermann (IWG). Jetzt gab das Feld Ruhe, so dass der Vorsprung rasch anwuchs und auf dem Berg bereits drei Minuten betrug. Dort gewann Pierre Rolland 2 und Lennard Kämna 1Punkt. Dennoch keine Gefahr für Simon Geschkes Bergtrikot. 60 km vor dem Ziel in Megève war der Vorsprung auf über fünf Minuten angestiegen. Die Temperaturen ebenfalls: 29 Grad an der Strecke. Rolland holte sich nach 97 km den einen Punkt auf der Côte de Chatillon-sur-Cluses. Und zog gefolgt von Fred Wright an der Spitze durch. Das Feld 7 Minuten dahinter. 

Kämpa virtuell in Gelb 

Etwa 35 km vor dem Ziel ein unfreiwilliger Stop für alle: Alberto Bettiol (EFE), inzwischen allein an der Spitze, Ausreißergruppe und Feld. Der Grund: Demonstranten blockierten die Straße. Erst als die Strecke wieder frei war, wurde das Rennen fortgesetzt; und zwar mit den vorherigen Zeitabständen. Bettiol gelang es, seinen Vorsprung auszubauen. Beim Zwischensprint in Passy-Marlioz kamen die Verfolger näher. Als Solist holte sich Bettiol 20 Punkte bei der Wertung. 18 Sekunden dahinter Christophe Laporte (17 Punkte), Mannschaftskamerad des Trägers des Grünen Trikots. 22 km vor Megève lag die Spitze neun Minuten vor dem Feld, wodurch Lennard Kämna virtuell in Gelb fuhr! Am Morgen war er mit 8’43’’ hinter dem Tour-Spitzenreiter gestartet. Offensichtlich scheuten Pogacar & Co wegen der kommenden Etappen und des diminuierten Teams die Kraftanstrengung, den Abstand zu verkürzen. Für Bettiol und seine Verfolger begann der Anstieg zum Gebirgsflughafen, Berg der 2. Kategorie in 1.382 m Höhe. 

Am Ende fehlten Kämna elf Sekunden

Wright und Zimmermann gelang es zusammen mit Benjamin Thomas (COF) den Abstand zu Bettiol zu verkürzen. Dann ein Quartett vorne, gefolgt von weiteren vier Fahrern. Dahinter Kämna. Bettiol gab noch einmal Gas, Zimmermann schaffte es an sein Hinterrad. Alle Augen seit langem auf Kämna gerichtet. Weitere Attacken, noch 5 km und weiterhin offen. Offensichtlich konnte Kämna nicht wie erwartet angreifen. Er musste immer wieder Lücken zufahren, so dass ihm am Ende die Körner fehlten. Georg Zimmermann ging es ebenso. Um den Etappensieg sprinteten schließlich Nick Schultz (BEX) und Magnus Cort. Und der große Animator der dänischen Etappen schob sein Rad mit letzter Kraft an dem von Schultz vorbei und holte sich den Sieg. Die beiden Deutschen gingen als 6. bzw. 10. leer aus.  Auch das zwischenzeitlich schon auf den Schultern von Lennard Kämna glänzende Gelbe Trikot blieb weiterhin im Besitz von Tadej Pogacar. Am Ende fehlten dem Bora-Fahrer nur elf (!) Sekunden, um Gelb erstmals zu übernehmen.

Damit weder bei Gelb noch Grün Veränderungen und erfreulicherweise auch in der Bergwertung: Simon Geschke wird morgen einen weiteren Tag im Bergtrikot unterwegs sein. Und da wird er kämpfen, um es zu verteidigen. Lennard Kämna nun mit 11 Sekunden Rückstand auf Pogacar Zweiter der Gesamtwertung.

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