Ein Tag vor dem Start

Am Vorabend der 107. Tour de France wurde die offizielle Startliste veröffentlicht. 176 Fahrer aus 30 Nationen werden in Nizza an den Start gehen. Sie sollen sich über drei Wochen in einer eigenen Blase bewegen, um die Ausbreitung von Covid-19 zu verhindern. Titelverteidiger Egan Bernal führt ein starkes Kontingent kolumbianischer Fahrer an. Zunächst aber geht es auf der ersten Etappe um Gelb; vor allem die Sprinter um Caleb Ewan, Sam Bennett, Elia Viviani, Giacomo Nizzolo oder auch André Greipel machen sich berechtigte Hoffnungen.

27/08/2020 - Tour de France 2020 - Presentation des equipes a Nice -
27/08/2020 - Tour de France 2020 - Presentation des equipes a Nice - © A.S.O./Thomas Maheux
27/08/2020 - Tour de France 2020 - Presentation des equipes a Nice -
27/08/2020 - Tour de France 2020 - Presentation des equipes a Nice - © A.S.O./Thomas Maheux
27/08/2020 - Tour de France 2020 - Presentation des equipes a Nice - Groupama - FDJ
27/08/2020 - Tour de France 2020 - Presentation des equipes a Nice - Groupama - FDJ © A.S.O./Thomas Maheux

Maßnahmen gegen Corona

Die französischen Gesundheitsbehörden haben gemeinsam mit den verschiedenen Radsport-Organen einen weitreichenden Maßnahmenkatalog aufgestellt, mit dessen Hilfe die Verbreitung des Corona-Virus' innerhalb der Tour-Karawane verhindert werden soll. So müssen alle akkreditierten Personen, deren Gesamtzahl im Vergleich zum Vorjahr um 30% reduziert wurde, einen negativen PCR-Test vorweisen. Ab dann gilt es, alle vor einer Ansteckung durch das Virus zu schützen. Daher wurde eine Blase um die 650 Mitarbeiter der Teams, einschließlich der Fahrer und 250 Personen in der Organisation, gebildet. Sie alle müssen sich im Laufe der Tour mehreren Tests unterziehen: zwei vor dem Start und ein weiterer pro Woche. Entlang der gesamten Strecke besteht die Pflicht zum Tragen eines Mundschutzes; 700.000 werden verteilt, davon 350.000 an die Zuschauer. Zudem werden insgesamt zwei Tonnen an Desinfektionsmitteln vorgesehen. Nur eine geringe Anzahl von Menschen wird zu den Anstiegen zugelassen, gleichzeitig werden permanent spezielle Verhaltensregeln kommuniziert. Schließlich wird es auch eine mobile Einheit geben, die sich in ständiger Bereitschaft befindet und bei Bedarf weitere Corona-Tests vornehmen kann.


Egan Bernal: „Ich habe nach wie vor Rückenschmerzen“

Ineos hat sich verändert. Und das gilt nicht nur für den Namen des Teams, das sich in diesem Jahr Ineos Grenadiers nennt. Ohne die ehemaligen Toursieger Chris Froome und Geraint Thomas scheint die Mannschaft nicht mehr unangreifbar, doch Dave Brailsford bleibt entspannt: „Wir wissen, wie man dieses Rennen gewinnt. In dieser Hinsicht haben wir immer noch das erfahrenste Team und bleiben daher unserer Strategie treu“, so der Teammanager. Ganz so selbstsicher wollte sich sein Teamkapitän Egan Bernal auf der Videokonferenz nicht geben. Nach seinem Ausstieg beim Dauphiné fühle er sich zwar besser, aber „um ehrlich zu sein: Ich habe nach wie vor Rückenschmerzen.“ Im Hinblick auf die kommenden drei Wochen zeigte sich Bernal dennoch optimistisch: „Das ist ein harter Kurs, der von allem etwas bietet. Es gibt viele Berge, dazu Etappen, bei denen sicherlich der Wind eine Rolle spielen wird, sowie das Einzelzeitfahren am vorletzten Tag. Ich muss versuchen, vorher etwas Zeit herauszuholen, damit ich es mit einem gewissen Vorsprung angehen kann.“ Aber es ist noch weit bis zur  Planche de Belles Filles…


Starke kolumbianische Fraktion

Insgesamt werden 30 Nationen an den Start der Tour 2020 gehen. Frankreich stellt die meisten Fahrer mit 39, gefolgt von Belgien und Spanien (beide 17). Deutschland schickt 12 Teilnehmer, Kolumbien zehn. Fünf davon haben schon mindestens einmal das Podium einer der drei großen Rundfahrten erklommen: Egan Bernal, Miguel Angel Lopez, Esteban Chaves, Rigoberto Uran und Nairo Quintana. Die Gesamtzahl der kolumbianischen Fahrer kommt allerdings bei weitem nicht an 1986 heran; damals standen gleich 26 Fahrer und zwei kolumbianische Teams am Start. Der Beste von ihnen, Samuel Cabrera, landete bei der von Bernard Hinault gewonnen Tour auf dem 11. Rang. Man darf stark davon ausgehen, dass sich mindestens ein kolumbianischer Fahrer in diesem Jahr ein gutes Stück weiter vorne platziert.


Zwei neue Nationalitäten im Peloton

Equador mit Richard Carapaz (Ineos Grenadiers/Gewinner des Giro 2019) und Israel mit Guy Niv (Israel Start-up Nation) sind zum ersten Mal bei der Tour de France vertreten. 2016, als der Äthiopier Tsgabu Grmay sein Debüt gab, ging zum letzten Mal eine neue Nation bei der Tour an den Start.


Thibaut Pinot träumt von Gelb

Thibaut Pinot ist einer der schärfsten Herausforderer für Titelverteidiger Egan Bernal. Der Gesamtzweite des letzten Dauphiné fühlt sich noch besser gerüstet für den großen Coup als im vergangenen Jahr: „Im Kopf bin ich stärker, außerdem komme ich in Bestform zur Tour. Ich bin ruhiger und fühle weniger Druck. Was mir letztes Jahr passiert ist (Pinot musste das Rennen verletzungsbedingt aufgeben), hat mich noch stärker gemacht. Dass Ineos Grenadier und Jumbo-Visma als stärkste Teams eingeschätzt werden, beunruhigt den Franzosen nicht: „Wir sind knapp dahinter und haben keine Angst vor anderen Mannschaften.“ Mit Vorfreude schaut Pinot auf die vierte Etappe nach Orcière-Merlette: „Das wird eine wichtige Etappe, denn hier geht es sicher schon um Gelb. Außerdem wird sich hier bereits herauskristallisieren, wer die stärksten Fahrer sind. Darum würde ich gerne gewinnen. Außerdem war es schon immer mein Traum, einmal das Gelbe Trikot zu tragen."


Chevalier und Valverde - der Älteste und der Jüngste

42 Fahrer werden ihr Debüt bei der Tour de France geben, für zehn von ihnen ist es sogar die erste dreiwöchige Rundfahrt. Maxime Chevalier (B&B Hotels-Vital Concept) ist mit 21 Jahren der Jüngste, auch Mathieu Burgaudeau und Tadej Pogacar haben ihr 21. Lebensjahr noch nicht vollendet. Auf der anderen Seite wird Alejandro Valverde seine 12. Tour de France bestreiten. Vielleicht kann er sogar den Rekord von Raymond Poulidor brechen, der 1976 als 40-Jähriger aufs Tour-Podium fuhr. Sein Team Movistar ist auch das erfahrenste dieser Tour; alle Fahrer zusammengenommen kommt man hier auf 38 Tour-Teilnahmen. Es folgen 36 für Groupama-FDJ und 35 für Team CCC.

Zur Startliste der 107. Tour de France 

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