Ein Tag in Gelb: Mark Cavendish (X/X)

Im Laufe ihrer gesamten Karriere haben insgesamt 67 Radrennfahrer das Gelbe Trikot getragen – einen Tag lang oder noch weniger. Damit liegen sie Lichtjahre hinter Eddy Merckx und sind weitaus weniger bekannt als die drei anderen Fahrer, die jeweils fünf Mal die Tour gewonnen haben: Jacques Anquetil, Bernard Hinault und Miguel Indurain. Und doch verkörpern sie auf ihre Weise eine Mischung aus Höchstleistung und Bescheidenheit. 2016 trug Mark Cavendish, der eifrige Trikot- und Trophäensammler, nach langen Jahren vergeblicher Mühen zum einzigen Mal das Gelbe Trikot.

CYCLISME - TOUR DE FRANCE 2016 - 2016
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sagan (peter) - (slq) -
kittel (marcel) - (ger) -
cavendish (mark) - (gbr) -
CYCLISME - TOUR DE FRANCE 2016 - 2016 laporte (christophe) - (fra) - sagan (peter) - (slq) - kittel (marcel) - (ger) - cavendish (mark) - (gbr) - © PRESSE SPORTS

Bei der Tour de France haben die Sprinter regelmäßig die Möglichkeit, das Gelbe Trikot zu erringen, indem sie eine Etappe, bei der die Spezialisten eine Sprintentscheidung auf der Zielgeraden vorbereiten, ohne größere Schwierigkeit meistern. Auf diese Weise konnten Etappensieger wie André Darrigade oder Rudi Altig in den 1950er und 1960er Jahren und später dann Mario Cipollini, Thor Hushovd oder Marcel Kittel das Gelbe Trikot mehr oder weniger lang tragen. Mark Cavendish jedoch, der beim Start der Tour de France 2016 bereits 26 Etappen gewonnen hat, muss immer wieder das Gefühl erleben, dass ihm der Trikotstoff zwischen den Fingern entgleitet. Dabei hat er bereits das Spitzenreitertrikot beim Giro d’Italia und bei der Vuelta a España gewonnen, das Regenbogentrikot bei den Weltmeisterschaften 2011, im selben Jahr das Grüne Trikot bei der Tour de France sowie das Trikot des britischen Landesmeisters. Es fehlt also nur noch das prestigeträchtigste Stück von allen. Und wie knapp ist er bereits unter Schmerzen gescheitert, insbesondere kurz vor dem Ziel auf der ersten „heimischen“ Etappe in Harrogate beim Start der Tour de France 2014, als er sich bei einem schweren Sturz das Schlüsselbein bricht.

Zwei Jahre später. Neues Spiel, neues Glück. Die Beobachter sind jedoch mehrheitlich davon überzeugt, dass die große Zeit von „Cav“ vorbei ist, denn jüngere Fahrer wie Kittel, Sagan, Kristoff, Greipel und Mathews scheinen das Ruder übernommen zu haben. Aber auf der Etappe bei den Landungsstränden der Alliierten in Utah Beach startet das „Geschoss“ erneut durch und besiegt Marcel Kittel mit zwei Fahrradlängen. Dieser 27. Sieg ist der erste für das südafrikanische Team „Dimension Data“. Am folgenden Tag berichtet Philippe Bouvet in der französischen Sportzeitschrift „L’Équipe“: „Der Sprinter von der Isle of Man hat sich endlich seinen Kindheitstraum erfüllt. Gleichzeitig ist dies eine wunderbare Wiedergutmachung des Schicksals, weil er vor zwei Jahren in Harrogate, als es ebenfalls um das Gelbe Trikot ging, so schlimm gestürzt war, und das im Angesicht der königlichen Familie.“ 

Nach einer endlos scheinenden Wartezeit erringt Cavendish bei seiner zehnten Tour de France endlich das Gelbe Trikot. In der Liste derer, deren Geduld schließlich belohnt wurde, hält jedoch Henk Lubberding, der erst bei seiner 12. Tour de France gelb tragen durfte, den Rekord (1988). Alberto Elli gönnte sich diese Freude bei seiner 11. Tour (2000) und Sylvain Chavanel trug wie Cavendish gelb bei seiner 10. Teilnahme (2010). Am folgenden Tag muss der britische Sprinter das gelbe Trikot jedoch an einen anderen Sammler abgeben, der es noch eiliger hat: Bei seinem Sieg in Cherbourg erfährt Peter Sagan seinerseits, wie es sich anfühlt, der Mann in Gelb zu sein.

Hier können Sie die bisherigen Folgen nachlesen:

1931 : Max Bulla (I/X)
1939 : Amédée Fournier (II/X)
1952 : Andrea Carrea (III/X)
1962 : Tom Simpson (IV/X)
1968 : Jean-Pierre Genet (V/X)
1971 : Marinus Wagtmans (VI/X)
1982 : Alex Stieda (VII/X)
1987 : Jean-François Bernard (VIII/X)
. 2008 : Romain Feillu (IX/X)

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