Marcel Kittel: Danke Deutschland!

Tour de France 2017 | Etappe 2 | Düsseldorf > Liège

Zwei Fahrer von ursprünglich 198 fehlten am Start: Valverde und Izaguirre. Noch in der Innenstadt gab es bei diesem „Ardennen-Klassiker fast ohne Berge“ den ersten Ausreißversuch. Vier Fahrer - allesamt Tour-Neulinge - nutzten die Gunst der Stunde. An der ersten der beiden heutigen Bergwertungen der vierten Kategorie, in Grafenberg östlich von Düsseldorf, sicherte sich Taylor Phinney (Cannondale) den einen zu vergebenden Bergpunkt und wurde somit virtuell zum ersten Träger des Bergtrikots. Das Feld ließ es im Neandertal zunächst gemächlich angehen, die Mannschaften der deutschen Sprinter Kittel und Greipel bestimmten hier den Rhythmus. Drei Minuten betrug der Vorsprung des Quartetts am Berg.

Deutsche Zuschauer trotzen dem Regen

Bei der Rückkehr nach Düsseldorf stabilisierte sich dieser Vorsprung der vier Debütanten. Nach 30 qualvollen Kilometern musste mit Luke Durbridge (Orica) bereits der dritte gestern gestürzte Fahrer aufgeben. Bei Kilometer 171 hatte Marcel Kittel, nach gestern Tony Martin der heute meist genannte Favorit auf den Etappensieg, eine Panne ohne weitere Folgen. Bei der Annäherung an den Zwischensprint in Mönchengladbach regnete es heftig, so dass der Vorsprung der Vier wieder auf rund drei Minuten anwuchs. Von den Ausreißern beteiligten sich nur Thomas Boudat (Direct Energie) und Phinney am Sprint, den der Franzose knapp für sich entschied. Das schneller werdende Feld kam mit ca. zwei Minuten Rückstand zur Marke. Hier gewann Kristoff (Katusha-Alpecin) vor Colbrelli und Matthews. Die übrigen Sprintfavoriten hielten sich etwas zurück und landeten auf den Plätzen - offensichtlich noch ohne Ambitionen auf das Grüne Trikot. Das übernahm vorerst der aktuelle Träger des Bergtrikots Taylor Phinney. Trotz der wieder schlechteren Bedingungen säumten immer noch tausende von Zuschauern die Strecke. Ein klares Signal zugunsten der Tour de France und des Radsports.

Belgien im Regen

Die Durchschnittsgeschwindigkeit von 44,6 Km war nach der ersten Stunden auf 43,3 Km gesunken - die zweite Stunde wurde wegen des teilweise starken Regens mit einem Mittel von 42 Sachen absolviert. 100 km vor dem Ziel hatte sich die Rennsituation wieder beruhigt, das Wetter auch. Die Verpflegungskontrolle passierten die Fahrer trotz Seitenwind ohne Schwierigkeiten. Wenige Kilometer vor der belgischen Grenze sank der Vorsprung der Ausreißer unter zwei Minuten, die Durchschnittsgeschwindigkeit auf unter 43. In Aachen wuchs der Vorsprung wieder an, weil die Vier an der Spitze Vollgas gaben. Und die Verfolger befürchteten, die Ausreißer zu früh einzuholen. Absolute Rennkontrolle. Im strömenden Regen erreichten die Fahrer Belgien - zum 46. Mal in der Tour-Geschichte.

Phinney sammelt Bergpunkte

Der Vorsprung der vier Musketiere sank 40 Kilometer vor Lüttich auf rund eine Minute. Und schmolz beim schneller werdenden Feld, angeführt von den Sprinterteams, weiter zusammen. 30 Kilometer vor dem Ziel änderte sich das Bild: ein schwerer Sturz auf regennasser Straße in einer scharfen Rechtskurve, in den neben Froome und Bardet viele Fahrer verwickelt waren. Und für die es darum ging, den Anschluss wieder herzustellen. Was den Tour-Favoriten und den Kollegen mit Hilfe ihrer Teamkollegen gelang. Die Ausreißer kamen mit ca. 30 Sekunden Vorsprung zur zweiten Bergwertung an der Cote d'Olne, die sich Taylor Phinney im Sprint knapp vor Laurent Pichon erneut sicherte. Womit er definitiv Träger des Bergtrikots wurde. Als der Amerikaner durchzog, folgte ihm nur Yoann Offredo aus der bisherigen Ausreißer-Gruppe. Nachdem der Vorsprung auf fast eine Minute angewachsen war, reagierte das Feld auf mittlerweile trockenen Straßen.

Kittel unwiderstehlich

Für das Duo an der Spitze wuchs die Chance, durchzukommen. Würde es zum großen Showdown von Kittel und Greipel kommen? Für Rick Zabel und Tony Gallopin wurde das rasante Finale immer schwerer - die gestrigen Stürze hatten ihnen sehr zugesetzt. Einen Kilometer vor dem Ziel war die Flucht des Duos zu Ende. Dann begann ein irrer Schlusssprint, den der heiße Favorit Marcel Kittel tatsächlich gewann, obwohl er lange eingeklemmt und damit scheinbar chancenlos war! Vor dem französischen Meister Arnaud Démare und André Greipel sicherte sich Kittel unwiderstehlich seinen 10. Etappensieg - und das Grüne Trikot! Mit Tränen nach „all dieser Anspannung“ quittierte das deutsche Sprint-Ass diesen Erfolg, als „aktuell wohl bester Sprinter der Welt“, wie es im Französischen Fernsehen hieß. Geraint Thomas verteidigte das Gelbe Trikot vor Stefan Küng - und Marcel Kittel!



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