Auch bei der letzten Alpen-Etappe keine Ausnahme von der Regel: Vom Start kurz vor 13.00 Uhr weg erste Attacken. Von Anfang an dabei Ausreißer Nr. 1 Thomas De Gendt. Nach 15 km folgendes Bild: An der Spitze 54 Fahrer, dahinter mit wachsendem Abstand das Hauptfeld. In der Fluchtgruppe waren alle Mannschaften vertreten mit Ausnahme von Sky, Lotto-Jumbo und - trotz aller Versuche von Buchmann und Burghardt - Bora-hansgrohe. Immerhin gerhörten Nils Politt und Simon Geschke zu den Führenden, die nach 33 km bereits über vier Minuten Vorsprung herausgefahren hatten. Ohne Marcel Kittel, den schärfsten Konkurrenten um das Grüne Trikot, hatten es Michael Matthews und sein Sunweb-Team nicht mehr eilig, zum Zwischensprint nach etwa der Hälfte der Etappe zu kommen. Auch für Teamkollege und den in der Bergwertung führenden Warren Barguil war die erste Schwierigkeit des Tages, die Côte des Demoiselles Coiffées (3. Kategorie), kein Grund zu spurten. So sicherte sich De Gendt die zwei Punkte; Nicolas Edet, der Jüngste im Feld, fuhr als Zweiter darüber. Kurz danach bildete sich aus der großen Ausreißergruppe eine kleine Ausreißergruppe: sieben Mann um Sylvain Chavanel, die 100 km vor dem Ziel auf dem Izoard sieben Minuten Vorsprung auf Froome & Co hatten.
Drei Gruppen im Anstieg zum Col de Vars
Nach einem Schnitt von 46,1 km in der ersten Stunde sank die Geschwindigkeit in der zweiten auf 40,3, d.h. und damit insgesamt auf 43,2 km/h. Dennoch wurde das Septett in Annäherung an den Zwischensprint von den Kollegen geschluckt. Nur zwei sprinteten ernsthaft: Colbrelli und De Gendt. Während erster damit auf Platz 3 in der Wertung Grünes Trikot rückte, dürfte es dem Zweiten eher um die tausend Euro-Prämie gegangen sein. Das Feld, an dem jetzt Bora-hansgrohe fürs Tempo sorgte, lag da 8:30 zurück. Mit abnehmendem Charakter. Es blieb unruhig in der Spitzengruppe. Am Fuß des Col de Vars in über 2.000 m Höhe war die erste Gruppe auf 25 Fahrer angewachsen. Mit knapp einer Minute folgten 29 Fahrer und etwas über sieben Minuten das Hauptfeld, in dem jetzt wieder Sky vorausfuhr. Den Gipfel erreichten Lutsenko, Atapuma, Gallopin und Sicard in dieser Reihenfolge, ohne das Bergtrikot angreifen zu können. Das saß jetzt fester denn je auf den Schultern von Barguil.
Attacken auf das Gelbe Trikot ohne Erfolg
Dieses Quartett konnte sich in der Abfahrt gegenüber den Verfolgern weiter absetzen. Im Feld über sechs Minuten dahinter zeigte sich jetzt AG2R vorne. Beim Beginn der richtig harten letzten 14 km war Alexey Lutsenko allein vorne. Dahinter einige versprengte Fahrer aus der ehemals großen Gruppe. Vier Minuten dahinter folgte das Feld weiter angeführt vom Team Bardet. An den steilsten Hängen beschleunigte an der Spitze aus dem Verfolger-Trio heraus Atapuma und fuhr an Lutsenko vorbei. Im kleiner werdenden Feld musste auch Emmanuel Buchmann 10 km vor dem Ziel abreißen lassen. Ohne Helfer überließ Bardet jetzt Froome die Führungsarbeit. Da attackierten Barguil und Contador. Nur der Franzose kam richtig weg und eroberte je höher es ging sogar die Spitze. Bardet hatte nicht zuviel versprochen: Er attackierte nach Kräften; doch auch Froome mischte mit, konnte Bardet und Uran kurzfristig distanzieren. Doch beide kamen - im Gegensatz zu Fabio Aru - zurück. Am Ende holte sich Barguil den zweiten Etappensieg vor Atapuma. Vier hochverdiente Sekunden Zeitgutschrift sicherte sich diesmal Bardet vor Froome und Uran, der zwei Sekunden danach die Ziellinie in 2.360 m Höhe als Fünfter überfuhr. Im Gesamtklassement schob sich Bardet mit 23 Sekunden Abstand auf Froome auf Platz 2 vor; sechs Sekunden dahinter Rigoberto Uran. Neuer Vierter ist Mikel Landa vor Aru. Emanuel Buchmann bleibt 15. Der Ritt erstmals auf und nicht über den Izoard hatte noch einmal für Hochspannung im Hochgebirge gesorgt.
Etappenrückblick
20 Juli 2017
- 18:14
Warren Barguil, König der Berge
Tour de France 2017 | Etappe 18 | Briançon > Izoard