1962 betrat ein deutscher Fahrer die Tour-Bühne, der sogleich durch seine angriffslustige Fahrweise Aufsehen erregte. Obwohl er eigentlich Helferdienste für seinen Kapitän Jacques Anquetil verrichten sollte, hatte er wenige Wochen vor seiner Tour-Premiere die Vuelta a España für sich entschieden. "Maître Jacques" gefiel das natürlich nicht, und doch wurden beide beste Teamkollegen und Freunde. Der Respekt vor der Leistung des anderen schweißte sie zusammen.
Erster Deutscher in Grün
Als Altig auf der ersten Tour-Etappe seiner Karriere im belgischen Badeort Spa die Sprintasse Darrigade und van Looy in einem packenden Spurt hinter sich ließ, fuhr er auch noch auf Anhieb ins Gelbe Trikot. Insgesamt trug er es bei seiner Tourpremiere vier Tage lang. Der gebürtige Mannheimer eroberte mit seiner verwegenen Fahrweise die Herzen des französischen und deutschen Publikums gleichermaßen im Sturm. Mit einigen Husarenritten und drei Etappensiegen gewann er als erster Deutscher das Grüne Trikot. Insgesamt verbrachte er 18 Tage in Gelb bei der Tour de France. Hätte es damals schon die Wertung für den kämpferischsten Fahrer gegeben, "Sacré Rudi" wie ihn die Franzosen ehrfurchtsvoll nennen, hätte sie mit Sicherheit ebenfalls gewonnen.
"Wegbereiter unseres Sports"
In den kommenden Jahren gewann Rudi Altig u.a. die Andalusien-Rundfahrt, die Flandern-Rundfahrt, Mailand-Sanremo, Rund um den Henninger Turm und, 1966 auf dem Nürburgring, den Titel des Weltmeisters im Straßenrennen - als bislang einziger Deutscher in der Radsport-Geschichte. "Unser erster deutscher Radsportheld, Rudi Altig, ist heute verstorben", twitterte der deutsche Sprinter Marcel Kittel nach Bekanntwerden von Altigs Tod und nannte ihn einen "Wegbereiter unseres Sports."
Dem Radsport immer treu
Nach seiner aktiven Karriere arbeitete Rudi Altig als Bundestrainer der Amateure, technischer Direktor bei einem Radsport-Team, Rennleiter bei verschiedenen Rennen wie z.B. Rund um den Henninger Turm und als Radsport-Experte für Eurosport und die ARD. 1994 wurde er erfolgreich gegen Magenkrebs operiert. Am 11. Juni 2016 starb er an den Folgen eines erneuten Krebsleidens.
Aktuelles
12 Juni 2016
- 12:37
Rudi Altig ist tot