Dumoulin siegt im dantesken Finale von Andorra

Tour de France 2016 | Etappe 9 | Vielha Val d'Aran > Andorre

Heute wurde nicht lange gefackelt. Schon bald war eine Gruppe von über 30 Fahrern u.a. mit Alberto Contador ausgerissen und hatte rund eine Minute gegenüber dem Feld mit dem Gelben Trikot herausgefahren. Den Port de la Bonaigua überquerte Thibaut Pinot vor Thomas de Gendt und Rafael Majka. Nach einer Rennstunde hatte die Gruppe, zu der auch Alejandro Valverde und Peter Sagan gehörte, um zwei Minuten Vorsprung. Beim Anstieg zum Port de Canto waren die Ausreißer bereits sechs Minuten voraus. Dann das Ereignis des Tages.

Alberto Contador verlässt die Tour

85 km lang hatte der zweifache Tour-Sieger Alberto Contador sich und seinen Körper getestet, war in der ersten großen Ausreißergruppe dabei. Dann musste er als Folge seiner beiden Stürze in den ersten Renntagen nach 2014 zum zweiten Mal bei 15 Teilnahmen aufgeben. Allen Anstrengungen zum Trotze, sich über den morgigen Ruhetag in eine bessere körperliche Verfassung zu retten, musste der Spanier um 14.24 Uhr vom Rad steigen. Es war die dritte Aufgabe des Tages nach Ladagnous (FDJ) und Renshaw (Dimension Data), womit 194 Fahrer im Rennen blieben.

Thibaut Pinot virtuell im Bergtrikot

An der Spitze ging die Auseinandersetzung um das Bergtrikot weiter. Valverde hatte sich mittlerweile ins Hauptfeld zurückfallen lassen. Beim zweiten Berg der 1. Kategorie ein erbitterter Sprint zwischen Pinot und De Gendt um Platz 1. Letzter konnte den Spieß umdrehen und kassierte die maximale Punktzahl vor seinem französischen Konkurrenten und dem aktuellen Träger des Bergtrikots, das jetzt virtuell auf den Schultern von Pinot lag. Wenig später meldete Radio Tour die zweite Aufgabe eines Fahrers von Francaise de Jeux: Für Cédric Pineau war Feierabend.

Ist der Etappensieger unter den 20 Ausreißern?

Nach rund 30 halbwegs flachen Kilometern ging es in eine Berg-Trilogie mit steigenden Schwierigkeitsgraden. Zunächst war der Vorsprung der immer noch großen Spitzengruppe unter fünf Minuten gesunken. Auf der Fahrt ins Fürstentum Andorra stieg der Abstand auf über neun Minuten  an. Vor dem Finale am Berg lag noch eine Sprintwertung, die sich der bestplatzierte beim Kampf um das Grüne Trikot sicherte, ohne sprinten zu müssen: Peter Sagan, der damit im Kampf um dieses begehrte Shirt den Abstand zum aktuellen Träger Mark Cavendish verkürzte. Das Feld lag mittlerweile über zehn Minuten hinter der Spitzengruppe, das ebenso ohne Grenzformalitäten in das Fürstentum fahren durfte...

Unfreiwillige Stehversuche von Thomas de Gendt

Kurz und knackig der Anstieg auf die Cote de la Cornella. Zwei Fahrer – Jerome Coppel (IAM) und Tsgabu Grmay (Lampre) hatten sich zunächst leicht absetzen können. Die Bergwertung schnappte sich jedoch De Gendt vor Rosa, Pinot und Majka. De Gendt drückte weiter aufs Tempo und war im Anstieg auf den Col de Beixalis rasch mit 20, dann 40 Sekunden Vorsprung zunächst allein auf weiter Flur. Musste aber wenig später für seinen Parforceritt bezahlen. Unfreiwillige Stehversuche. Die Spitzen-Gruppe schmolz – wie das Hauptfeld auch – bei teilweise über 10 % Steigung auf zehn Fahrer zusammen. Die wechselnd attackierten. Pinot blieb wachsam und eroberte die 10 Punkte, während Majka als Sechster nur noch einen Punkt einheimste. Das Bergtrikot gehörte jetzt dem Franzosen.

Finale im strömenden Hagel-Regen

18 km vor Ziel attackierte an der Spitze zunächst Rui Costa; die Gruppe hatte noch acht Minuten Vorsprung und würde wohl den Etappensieger stellen. Weitere Attacken folgten. Tom Dumoulin vom deutschen Team Giant-Alpecin hatte jetzt die Nase vorn und konnte zehn Kilometer vor dem Ziel und dem finalen Anstieg Sekunde um Sekunde Vorsprung herausfahren. Hinter ihm der Zweikampf Portugal-Frankreich zwischen Costa und Pinot. Im Hauptfeld – neun Minuten dahinter - herrschte noch Ruhe – Ruhe vor dem Sturm? Für den sorgte zunächst der Himmel mit Regen und Hagel. Vorne musste Pinot abreißen lassen, Costa und Majka versuchten zu Dumoulin aufzuschließen. Sintflutartiger Regen begleitete die Fahrer und machte ihnen das Leben noch schwerer als es eh schon war. Attacken auch im Hauptfeld: Die Führenden im Gesamtklassement versuchten es einer nach dem anderen. Währenddessen behauptete Dumoulin seinen Vorsprung vor Costa und Majka und siegte bei dieser Etappe mit danteskem Verlauf. Im Feld weitere Angriffe; als stärkste erwiesen sich wie erwartet Froome, Quintana und Porte sowie Adam Yates, Dan Martin und etwas dahinter Romain Bardet. Froome blieb in Gelb, Yates in Weiß. Emanuel Buchmann musste die Favoriten am letzten Berg ziehen lassen, verbesserte sich im Gesamtklassement aber dennoch um einen auf den 22. Rang. Den Ruhetag haben sich die Fahrer nun redlich verdient.

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