Ettix-Quick Step gewinnt - und verliert?

Tour de France 2015 | Etappe 6 | Abbeville > Le Havre

Die erste Bergwertung war bei etwas weniger als fünf Minuten Vorsprung Sache des Ausreißertrios. Und hier war der Mann aus Eritrea, Daniel Teklehaimanot, der zuletzt die Bergwertung bei der Dauphiné gewonnen hatte, nicht zu schlagen. Er sicherte sich den einen Punkt. Da der zweite Berg nur wenige Kilometer später folgte, eroberte er auch diesen als erster – allerdings in einem Fotofinish mit Van Bilsen. Mit zwei Punkten total zog er mit dem aktuellen Träger des Bergtrikots, Joaquim Rodriguez, gleich. Wenn der Profi der südafrikanischen Mannschaft auch den 3. Berg als erster überqueren würde, dürfte er dem Spanier das Trikot ausziehen. Bei Gleichstand blieb es bei ‚Purito', dem Katusha-Fahrer, dank des ersten Platzes bei einem Berg der dritten Kategorie.

Lotto-Soudal organisiert Nachführarbeit

Immer häufiger kümmerte sich jetzt die Mannschaft von André Greipel um die Nachführarbeit. Meist gemeinsam mit Giant-Alpecin und Etixx-Quick Step. Zehn Kilometer vor der einzigen Sprintwertung schmolz der Vorsprung der Ausreißer auf unter zwei Minuten. Erster war Quéméneur, vor Van Bilsen und Tekleheimanot. Den Sprint des Hauptfeldes sicherte sich John Degenkolb vor Bryan Coquard, André Greipel, Peter Sagan und Cavendish. Als Zehnter überquerte Thomas Voeckler die Kuppe, nachdem er Coquard rangeführt hatte. Er nutzte die Situation erstmals für eine Attacke und machte sich alleine auf die Verfolgung der drei Ausreißer. Doch es gelang ihm nicht entscheidend wegzukommen.

Erstes Bergtrikot für einen Afrikaner

Das Trio blieb auch an der berühmten Klippe von Etretat mit mehr als eineinhalb Minuten vorne – und damit weiterhin die Chance für den Eritreer auf das Bergtrikot. Diesen „Sprint“ zum „Linden-Berg“  überließen ihm seine Mitstreiter - gleichbedeutend mit dem dritten Punkt, so dass er am Abend als erster Eritreer das gepunktete Trikot des Führenden beim Großen Bergpreis der Tour de France überstreifen wird. Ein Trikot würde also schon einmal den Besitzer wechseln.

Van Bilsen attackiert

Noch etwas mehr als 20 Kilometer bis Le Havre, das 20 Jahre auf seine 20. Etappe warten musste. Langsam aber sicher begann die Vorbereitung auf die kurvenreiche Schlussstrecke mit einem Buckel mit einer siebenprozentigen Steigung vor den letzten wieder flachen 500 Metern. Der erste Angriff kam von einem der drei Ausreißer: Zwölf Kilometer vor dem Ziel attackierte der Belgier im Team Cofidis, Kenneth Van Bilsen. Noch zehn Kilometer: Nur noch ein Fahrer vor dem jagenden jetzt weit auseinander gezogenen Feld.

Stybar nutzt die Verwirrung

Ab jetzt gab es Dramatik pur. Vorne ging weiter die Post ab. Letzter Kilometer. Giant-Alpecin für Degenkolb, Tony Martin für Etixx. Und dann löste ausgerechnet Tony einen Sturz ca. 700 Meter vor dem Ziel aus, in den auch Nibali verwickelt wurde. Es kam zu totaler Verwirrung bei den mit Vollgas sprintenden Fahrern. Nur einer schien der Nutznießer des Durcheinanders: Zdenek Stybar aus Tony Martins Mannschaft fuhr quasi im Alleingang ins Ziel. Ca. 50 Meter dahinter folgte Peter Sagan an zweiter Stelle, der dadurch bis auf 3 Punkte an den im Grünen Trikot führenden Greipel heranrückte. Dritter Bryan Coquard, vor John Degenkolb, Greg van Avermaat, Tony Gallopin, Edvald Boassan Hagen.

Wo war Greipel, was ist mit Martin?

Wo war Greipel? Er konnte zwar nicht in den Kamf um den Tagessieg eingreifen, behält aber Grün. Und was ist mit Tony Martin? Alle schauten nach dem Mann in Gelb, der sich den linken Arm hielt – Schulter und Ellenbogen in Mitleidenschaft. Gestützt von Mannschaftskameraden fuhr er über die Ziellinie. Ein unübersichtliches Finale endete mit der Frage nach der Schwere der Verletzung des Führenden. Und mit der Frage: Wird er morgen noch dabei sein?

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