Wird die Königsetappe der Pyrenäen Veränderungen auf den ersten Plätzen der Gesamtwertung herbeiführen? Wetten, dass Visma auch rauf nach Luchon-Superbagnères wieder versuchen wird, den übermächtig scheinenden Pogacar im Gelben Trikot zu attackieren! Und warum sollen nicht weitere Teams, vor allem die, die bisher noch weitgehend leer ausgegangen sind, in die Offensive gehen? 182,6 km beim Showdown in den Pyrenäen.
Die 14. Etappe verläuft auf den Spuren des dreifachen Tour-Siegers Greg LeMond. Der hatte genau diese Etappe 1986 im Hochgebirge zwischen Pau und Luchon-Superbagnères u.a. gegen seinen Kapitän Bernard Hinault gewonnen. Freundlicherweise haben die Streckenplaner den Sprintern noch eine Gnadenfrist von 70 km bis zur Sprintwertung in Esquièze-Sère kurz vor Luz Saint Saveur eingeräumt. Doch flach ist es da schon lange nicht mehr. Vom Start weg steigt der Parcours an, wenn auch gemächlich von 200 auf über 700 m. Aber dann wird es hammerhart mit vier superschweren Anstiegen auf mythische Berge der Tour de France. Gläubige Fahrer werden bei der Durchfahrt durch Lourdes das ein oder andere Stoßgebet zum Himmel geschickt haben.
Furchterregendes Trio Tourmalet, Aspin und Peyresourde
Vor knapp 40 Jahren hatte diese legendäre Etappe Premiere und gleich Geschichte geschrieben. Ein Terrain, dass Ausreißer zu Attacken geradezu einlädt. Und die bei den Anstiegen mit insgesamt rund 5.000 Höhenmetern auch schwer einzuholen sein werden. Die erste heftige Hürde ist der berühmt-berüchtigte Col du Tourmalet in 2.115 m Höhe - ein Berg der Ehrenkategorie, wo an den langjährigen Tour-Direktor Jacques Goddet, dem die Radfahrer z.B. die Einführung der Gangschaltung verdanken, gedacht wird. 19 km mit im Schnitt 7,4 % und auf den letzten Kilometern um die 10 % bergauf. Danach „Rücksturz“ ins Tal in Richtung Sainte-Marie-de-Campan, wo die Strecke erneut ansteigt, und zwar zum Col d’Aspin, Berg der 2. Kategorie mit am Schluss 5 km à 7,6 %. Wieder eine schnelle Abfahrt über Arreau und weiter zum Col de Peyresourde über von gestern bekannte Passagen des Bergzeitfahrens. Der Gipfel des Peyresourde (Kategorie 1) wird nach 7,1 km mit im Schnitt 7,8 Steigungsprozenten erreicht.
Glücksmomente für Florian Lipowitz?
Nach der Abfahrt nach Bagnères-de-Luchon auf 654 m Höhe muss final und megaanstrengend auf 1.804 m geklettert werden. 12,4 km à 7,5 % - ein weiterer Berg der Ehrenkategorie und wieder keine Chance, in der Abfahrt Abstände aufzuholen oder Zeit gut zu machen. Zum Ende der Pyrenäen-Trilogie und zum Abschluss der 2. Tour-Woche eine Etappe, in der es kaum Gelegenheit zum Verschnaufen gibt. Nach der heutigen starken Leistung der Top-Fahrer des einzigen deutschen Teams drängt sich die Frage auf, ob Red Bull-Bora-Hansgrohe heute etwas zu feiern haben wird? Primoz Roglic ht sich gestern eindrucksvoll zurückgemeldet. Und wann hatten deutsche Radprofis zuletzt eine Chance auf einen Podiumsplatz?