Eine Etappe, die es in sich hatte. Alle waren gewarnt: 215 anstrengende Kilometer, windanfällig vor allem in der Ebene Richtung Reims, der Stadt zahlreicher Königskrönungen, und extrem hügelig im Finale bis Épernay. Julian Alaphilippe stellt den Champagner kalt.
Kaum nach dem belgischen Wochenende in Frankreich angekommen bestimmte eine fünfköpfige Ausreißergruppe die Etappe - und dies über Dreiviertel des Rennens: Yoann Offredo (Wanty), Stéphane Rossetto (Cofidis) mit der roten Nummer nach seiner zeitweiligen Alleinfahrt am ersten Tag, Tim Willens (Lotto-Soudal), Paul Ourselin (Total) und Anthony Delaplace (Arkéa). Rasch wuchs der Vorsprung auf das lange von Tony Martin (Jumbo-Visma) angeführte Feld auf über sechs Minuten. Erst als Deceuninck-QuickStep an der Spitze des Peloton den deutschen Ex-Weltmeister im Zeitfahren ablöste und für eine Tempoverschärfung sorgte, sank der Vorsprung rapide. Bei der Sprintwertung in Dizy-le-Gros ca. 113 km vor dem Ziel betrug er nur noch 3:40 Minuten. Ourselin vor Rossetto beim Führungsquintett und Viviani vor Sagan im Peloton überquerten als erste die weiße Markierung beim Zwischensprint. Ab da fuhr Peter Sagan auch virtuell im Grünen Trikot - so wie schon früh im Etappenverlauf Wellens virtuell in Gelb.
Prickelnde Schlussphase
Zwischen den Champagner-Feldern stiegen Tempo und Nervosität - die Folge einige Stürze, die zum Glück glimpflich verliefen. Dann sprengte Wellens kurz vor der ersten Bergwertung die Spitzengruppe und ging allein in Führung. Wellens holte weitere Bergpunkte und sicherte sich bereits das Bergtrikot.
Alaphilippe lässt es knallen
Vor der Côte de Mutigny die explosive Attacke von Julian Alaphilippe. Doch rettete sich Wellens gerade noch über die Wertungslinie. Dann war der Franzose allein vorne. Gleichzeitig musste der Mann in Gelb, Mike Teunissen, abreißen lassen. Alaphilippe vorne, dahinter vier Verfolger, darunter Maximilian Schachmann. Der auf Sagan wartete, so dass das Quartett bald eingeholt war. Acht Kilometer vor der Ziellinie Alaphilippe allein vorne und dahinter das jagende Feld.
Gelb werchselt den Besitzer
Weiter dahinter der Gesamtführende, der sein Gelbes Trikot heute verlieren sollte. Doch an wen? Alaphilippes Vorsprung sank, das Feld kam näher. Am Ortseingang von Épernay eine halbe Minute hinter dem Führenden. Letzter schwerer Kilometer mit bis zu 15 % bergauf. Und der letztjährige Träger des Bergtrikots brachte den Sieg nach Hause, eine tolle Energieleistung des jungen Franzosen, der damit auch Gelb übernahm. Zweiter wurde Michael Matthews vor Jasper Stuyven, Greg van Avermaert und Peter Sagan, der sich damit das Grüne Trikot sicherte. Neuer Führender im Bergtrikot Tim Wellens, bester Jungprofi weiterhin Wout van Aert.
